Politik

Überraschung in Afghanistan Mit Beckham bei der Truppe

Ob Afghanistan oder Südafrika: David Beckham stellt sich immer in den Dienst seines Landes.

Ob Afghanistan oder Südafrika: David Beckham stellt sich immer in den Dienst seines Landes.

(Foto: AP)

Die neue britische Regierung stellt klar, dass es keinen konkreten Termin für einen Truppenabzug aus Afghanistan gibt. Verteidigungsminister Fox hatte vor dem Blitzbesuch mehrerer Minister in Kabul für Verwirrung gesorgt. Zur Stärkung der Moral der Truppe gab sich auch Starfußballer David Beckham die Ehre.

Die neue britische Regierung hat Afghanistan langfristige Hilfen für Wiederaufbau und Entwicklung zugesagt. Einen konkreten Termin für ein Ende der militärischen Rolle wollten mehrere Minister aus dem Kabinett von Premierminister David Cameron nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai nicht nennen. Die Soldaten sollten das Land "so bald wie möglich" verlassen, sagte der neue Verteidigungsminister Liam Fox der Zeitung "The Times" und sorgte so für Verwirrung. Die Briten seien keine Weltpolizisten, innere Sicherheit stehe nun im Fokus.

Außenminister William Hague, Fox und Entwicklungsminister Andrew Mitchell führten die Delegation der konservativ-liberalen Koalition bei ihrem ersten Besuch in der Hauptstadt Kabul an. Sie trafen sich mit hochrangigen afghanischen Politikern und Militärs. Überraschend stattete auch Fußballstar David Beckham den Soldaten in der umkämpften Süd-Provinz Helmand einen Besuch ab.

Tories einig in der Afghanistan-Frage

Seit Tagen demonstrieren Kriegsgegner vor dem Londoner Parlament.

Seit Tagen demonstrieren Kriegsgegner vor dem Londoner Parlament.

(Foto: dpa)

Beim Einsatz in Afghanistan starben bislang 286 Briten. Dutzende Bürger fordern den Rückzug der Armee vom Hindukusch. In einem Camp vor dem Londoner Parlament demonstrieren Kriegsgegner seit Tagen. Die Minister lehnten den sofortigen Rückzug in Kabul jedoch ab. Das Land müsse erst politisch stabilisiert werden, um für die eigene Sicherheit zu sorgen, sagte Außenminister Hague. "Es ist nicht möglich zu sagen, wann wir dieses Ziel erreichen werden, aber es ist möglich zu hoffen, dass wir einige ernsthafte politische Fortschritte sehen werden - im Laufe dieses Jahres."

Der Verteidigungsminister sagte der "Times", "wir sind nicht in Afghanistan der Bildungspolitik in einem zerrütten Land des 13. Jahrhunderts zuliebe". Auf dem Flug nach Kabul sagte Fox, Afghanistan dürfe nicht "abermals ein gescheiterter Staat und eine Abschussrampe für internationale Terroristen" werden. Zwischen den drei Ministern der konservativen Tories herrsche Einigkeit in der Afghanistan-Frage. Sie müsse nur an die innere Sicherheit angepasst werden.

Briten demonstrieren Unterstützung

Die neue britische Regierung, die seit voriger Woche im Amt ist, wollte mit dem Besuch ausdrücken, wie wichtig ihr die Lösung des Konflikts ist. Die Delegation traf sich auch mit dem Oberkommandierenden der internationalen Afghanistan-Truppen, US- General Stanley McChrystal. Die USA und Großbritannien wollen das gemeinsame Kommando in Süd-Afghanistan künftig trennen. Von diesem Sommer an soll es zwischen den beiden Nationen rotieren.

Darüber hinaus werde es jedoch keine großen Veränderungen in der britischen Afghanistan-Politik geben, sagten die Politiker. "Die Frage ist, wie - nicht ob - die Bemühungen für die afghanische Regierung und unsere NATO-Partner unterstützt werden sollen", erklärte Hague. Die Briten haben derzeit mehr als 9000 Soldaten in dem zentralasiatischen Land stationiert. Damit haben sie nach den Worten von Fox bereits ihr Limit erreicht.

Beckham gibt sich die Ehre

(Foto: AP)

Beckham wollte mit einem separaten Besuch in der Helmand-Provinz seine "Bewunderung" für die Arbeit der Soldaten zum Ausdruck bringen. Er habe schon seit längerem nach Afghanistan kommen wollen, meinte der Mittelfeldspieler der englischen Fußball-Nationalmannschaft. Die Briten müssten an die schwierige Arbeit der Armee erinnert werden. "Erst gestern wurde ein Soldat getötet und das spürst Du und Du siehst die Flaggen auf Halbmast und Du spürst die Anspannung hier", sagte Beckham. "Es ist wirklich gruselige Arbeit."

Guttenberg mahnt zur Ruhe

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) warnte erneut vor einem überhasteten Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Dies würde die Gefahr erhöhen, dass das Land in sich zusammenfalle, sagte der Minister dem "Hamburger Abendblatt". "Wenn Afghanistan fällt, kann auch Pakistan fallen, ein Land, das im Besitz von Atomwaffen ist", sagte er. "Ich hätte sehr ungern Atomwaffen in den Händen von Terroristen."

Guttenberg sagte, rein militärisch sei der Krieg oder Kampf gegen den Terror in Afghanistan, in Pakistan oder in afrikanischen Staaten nicht zu gewinnen. Nötig sei eine bessere Vernetzung der Nachrichtendienste. "Darüber hinaus müssen wir uns in die Lage versetzen, an der einen oder anderen Stelle international abgestimmt gezielt mit Spezialkräften vorzugehen", sagte er. "Und natürlich kommt dem zivilen Aufbau eine wachsende Rolle zu."

Quelle: ntv.de, dpa

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