Deeskalationsbemühungen Moon warnt Kim und Trump vor neuem Krieg
14.08.2017, 15:53 Uhr
Südkoreas Präsident Moon (r.) empfängt US-Generalstabschef Dunford.
(Foto: AP)
Gegenseitige Drohungen verschärften zuletzt die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea. Nun versuchen beide Länder, die Situation zu entschärfen. Südkoreas Präsident setzt auf eine politische Lösung. Auch die Bundesregierung meldet sich zu Wort.
Im aufgeheizten Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un bemühen sich Vertreter der USA und ihrer Verbündeten um einen Abbau der Spannungen. Südkoreas Präsident Moon Jae In mahnte eine politische Lösung an und sagte: "Es darf keinen weiteren Krieg auf der koreanischen Halbinsel geben." Von Nordkorea erwarte er, dass es sein bedrohliches Verhalten einstelle.
Gleichwohl stellt nach seiner Einschätzung die derzeitige Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel eine "schwerwiegendere, reellere und dringlichere Bedrohung als je zuvor" dar. Nordkorea störe mit seinen Raketentests den Frieden sowohl in der Region als auch weltweit, wurde Moon von seinem Sprecher zitiert. An die Adresse der USA gerichtet sagte Moon: "Ich bin überzeugt, die Vereinigten Staaten werden ruhig und verantwortungsbewusst auf die gegenwärtige Situation reagieren." Der Präsident hatte zuvor US-Generalstabschef Joseph Dunford empfangen.
Nach den Worten Dunfords haben Diplomatie und Wirtschaftssanktionen in dem Streit Vorrang. Militärische Optionen würden für den Fall vorbereitet, dass diese Bemühungen scheitern sollten, sagte er nach Angaben des südkoreanischen Präsidialamtes. Der General beriet sich mit Moon über die aktuelle Lage auf der koreanischen Halbinsel. Er wird anschließend auch in Japan und China erwartet.
Der Chef des US-Geheimdienstes CIA, Mike Pompeo, hatte bereits am Sonntag erklärt, er rechne mit weiteren Atomtests Nordkoreas. Es sei aber übertrieben, dass man vor einem Atomkrieg stehe. Es gebe keine Erkenntnisse, die darauf hindeuteten.
Krieg hätte "entsetzliche Konsequenzen"
Die Bundesregierung dringt derweil in dem Konflikt auf eine gemeinsame Haltung der Weltgemeinschaft. Regierungssprecher Steffen Seibert betonte erneut die Ablehnung einer militärischen Eskalation. "Wir sehen keine militärische Lösung des Konflikts", sagte er mit Hinweis auf Äußerungen von Kanzlerin Angela Merkel. Denkbar sei nur eine diplomatische Lösung.
"Es muss eine möglichst einmütige Haltung hergestellt werden der Weltgemeinschaft", sagte Seibert weiter. Die Arbeit dafür finde im UN-Sicherheitsrat statt. "Deutschland wird allen sich abzeichnenden Lösungsmöglichkeiten sehr positiv, sehr aktiv gegenüberstehen." Seibert wollte sich nicht zur Frage äußern, ob im Falle eines Krieges ein Nato-Bündnisfall eintreten würde. "Der Weg in eine militärische Lösung hätte entsetzliche Konsequenzen."
In den vergangenen Tagen haben sowohl Nordkoreas Führung als auch US-Präsident Donald Trump mit immer neuen Drohungen die Lage angeheizt. Beide Seiten signalisierten die Bereitschaft zu Militäraktionen. Nordkorea testete Langstreckenraketen, die auch US-Gebiet erreichen können. Nach Einschätzung japanischer Experten könnte Nordkorea mittlerweile auch so kompakte Atomsprengköpfe bauen, dass sie auf diese Raketen montiert werden können.
Weiteres Konfliktpotenzial
Das nordkoreanische Militär drohte zudem damit, Mittelstreckenraketen in Richtung der US-amerikanischen Insel Guam zu schießen. Nach Einschätzung von Südkoreas Verteidigungsminister Song Young Moo wird Pjöngjang seine Drohung aber aller Voraussicht nach nicht in die Tat umsetzen. Die Wahrscheinlichkeit sei "extrem gering", sagte Song während einer Sitzung des parlamentarischen Verteidigungsausschusses. Die Militärführungen Südkoreas und der USA teilten diese Einschätzung.
Weiteres Konfliktpotenzial in dem Streit bieten die kommenden Tage. Am Dienstag begehen beide koreanische Staaten den Sieg gegen die japanischen Besatzer zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Staatsführung in Pjöngjang könnte dies für eine weitere Demonstration der Stärke nutzen. In der kommenden Woche sollen dann gemeinsame Militärmanöver der USA und Südkoreas beginnen, die Nordkorea als akute Bedrohung des Landes betrachtet.
Unterdessen ordnete China nach eigenen Angaben die Umsetzung der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen gegen Nordkorea an. Es untersagte die Einfuhr von Kohle, Eisen, Blei und Fisch aus Nordkorea.
Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa