US-Botschafter bei der Nato im n-tv Interview "Moskau muss jetzt handeln"
30.04.2014, 18:50 Uhr
Prorussische Milizen bewachen Barrikaden in der Nähe von Slawjansk, wo OSZE-Beobachter festgehalten werden.
(Foto: AP)
Die ukrainische Übergangsregierung gibt mittlerweile zu, die Gewalt über Teile des Landes verloren zu haben. Vor allem im Osten ist die Lage äußerst instabil. Das besorgt auch die baltischen Länder und Polen. Der amerikanische Botschafter bei der Nato, Douglas E. Lute, setzt jedoch weiter auf Gespräche - und fordert Zugeständnisse von Russland. Mit n-tv spricht er jedoch auch über den möglichen Erstfall.
n-tv: Herr Botschafter, wie beurteilen Sie die derzeitige Situation in der Ukraine?
Douglas E. Lute: Die Lage ist immer noch sehr instabil, aber wir hoffen, dass es eine diplomatische Lösung geben wird. Ehrlich gesagt waren die Gespräche in Genf vor ein paar Wochen nicht sehr erfolgreich. Das heißt, sie waren nur auf einer Seite erfolgreich: Die ukrainische Übergangsregierung hat sich seitdem bewegt. Von Russland haben wir dagegen keine Schritte in die richtige Richtung gesehen, die Regierung hält sich nicht an die Zusagen, die in Genf gemacht wurden. Moskau muss jetzt handeln, damit wir eine diplomatische Lösung finden können.
Was muss Russland Ihrer Meinung nach tun?

Douglas E. Lute, Jahrgang 1952, ist seit September 2013 US-Botschafter bei der Nato. Zuvor war der Generalleutnant stellvertretender Sicherheitsberater von US-Präsident George W. Bush für den Irak und Afghanistan.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Zuerst einmal sollen sie aufhören, die Leute zu unterstützen, die die östlichen Teile der Ukraine destabilisieren. Das muss der erste Schritt sein. Moskau sollte mit den prorussischen Kräften sprechen, um die Situation zu stabilisieren. Am dringendsten wäre allerdings, mit den Leuten in Slawjansk zu sprechen, um etwas für die gefangenen OSZE-Beobachter zu tun.
Angesichts der Nähe zu Russland: Was würde passieren, falls Polen die Nato um Hilfe bittet?
Gemäß unserer Statuten gilt auch für Polen: Ein Angriff auf ein Land ist ein Angriff auf alle Nato-Mitglieder. Es gibt bereits viele Maßnahmen, die den östlichen Partner versichern sollen, dass die Nato an ihrer Seite steht. Es gibt US-Truppen in Polen und im Baltikum, die deutsche Marine führt eine Flotte in der Ostsee an - die Nato macht also einen Schritt nach vorn, weil Länder wie Polen und die baltischen Staaten besorgt um ihre Sicherheit sind. Wir sind bereit, wenn wir um Hilfe gebeten werden.
Wie gefährlich ist die nun entstandene Situation?
Für die Nato und ihre Mitglieder ist sie nicht gefährlich. Unsere derzeitigen Maßnahmen demonstrieren unser politisches Engagement. In der Ostukraine ist die Lage allerdings sehr instabil, das ist eine gefährliche Situation für die Menschen dort.
Sie waren für einige Zeit mit der US-Armee in Deutschland stationiert. Wie beurteilen Sie die Rolle Deutschlands als Nato-Mitglied?
Deutschland war lange Zeit meine zweite Heimat. Die amerikanische und die deutsche Delegation in der Nato sind sehr eng miteinander verbunden. Für uns gibt es keinen stärkeren Alliierten als Deutschland. Wir haben immer Seite an Seite gestanden.
Mit Douglas E. Lute sprach Hero Warrings.
Quelle: ntv.de