Nach Militärputsch in Simbabwe Mugabe beharrt wohl auf Führungsrolle
16.11.2017, 12:12 Uhr
Robert Mugabe regiert Simbabwe seit 1980 - und wirtschaftete es zu einem der ärmsten Länder weltweit herunter.
(Foto: REUTERS)
Robert Mugabe kann nicht von der Macht lassen: Obwohl der Druck des Militärs wächst und der 93-Jährige in seinem Haus in Simbabwes Hauptstadt Harare festsitzt, lehnt er einen Rücktritt offenbar ab. Indes werden zwei weitere Vertraute der First Lady verhaftet.
Nach dem Militärputsch in Simbabwe weigert sich der langjährige Machthaber Robert Mugabe offenbar, vom Präsidentenamt zurückzutreten. Der 93-Jährige sehe sich nach wie vor als einzig legitimierter Führer des südafrikanischen Landes, sagte ein Geheimdienstvertreter nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Die Militärführung verhandele derzeit mit dem unter Hausarrest stehenden Mugabe über Möglichkeiten einer Übergangsphase an der politischen Spitze des Landes. Mugabe soll demnach darauf bestehen, seine aktuelle Amtsperiode zu Ende zu führen. Die nächsten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stehen 2018 an.
Als Mediator zwischen Mugabe und dem Militär sei ein katholischer Priester namens Fidelis Mukonori eingesetzt worden, wie es weiter hieß. Details zu den Verhandlungen sind bislang jedoch nicht bekanntgegeben worden. Mugabe hatte nach dem Putsch lediglich durchsetzen können, dass First Lady Grace Mugabe nach Namibia ausreisen darf.
Offenbar weil die 52-Jährige ihren Mann im Präsidentenamt beerben wollte, hatte das Militär in der Nacht zu Mittwoch die Kontrolle in der Hauptstadt Harare übernommen. Offiziell hieß es, man wolle "Kriminelle" aus dem Umfeld des Präsidenten entfernen.
Neben dem Finanzminister Ignatius Chombo sollen Medienberichten zufolge zwei weitere Verbündete von Grace Mugabe festgenommen worden sein. Die beiden Minister Saviour Kasukuwere und Jonathan Moyo seien in Mugabes Wohnhaus in Borrowdale, einem Viertel von Harare, vom Militär "herausgefischt" worden. Sie würden bis zu einer gerichtlichen Anhörung in Haft bleiben, wie es hieß. Beobachter mutmaßten, dass die Streitkräfte die Macht nicht langfristig behalten wollten, sondern planten, dem als "Krokodil" bekannten geschassten Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa den Weg zur Macht zu ebnen.
Opposition fordert Übergangsregierung
Derweil kehrte der Oppositionsführer Morgan Tsvangirai am Mittwochabend von einer medizinischen Behandlung im Ausland nach Simbabwe zurück. Die Oppositionspartei des ehemaligen Vizepräsidenten unterstütze das Vorgehen der Streitkräfte weitgehend, sagte der Generalsekretär der MDC-T, Douglas Mwonzora, und forderte eine Übergangsregierung als derzeit besten Weg. Das Militär äußerte sich nicht zum weiteren Vorgehen. Auf den Straßen der Hauptstadt herrschte eine angespannte Ruhe.
International mehrten sich indes die Appelle, rasch und friedlich zur verfassungsgemäßen Ordnung zurückzukehren. "Wir sind davon überzeugt, dass die Simbabwer die Verfassung respektieren werden und die Nachfolge von Präsident Mugabe demokratisch vor sich gehen wird", sagte der Präsident der Afrikanischen Union, Guineas Präsident Alpha Condé, der Deutschen Welle. UN-Generalsekretär António Guterres rief alle Beteiligten zu "Ruhe, Gewaltfreiheit und Zurückhaltung" auf.
Quelle: ntv.de, jug/dpa