Politik

Reformchance beim US-Geheimdienst NSA-Führung vor dem Rückzug

Keith Alexander ist der NSA-Chef mit der längsten Amtszeit.

Keith Alexander ist der NSA-Chef mit der längsten Amtszeit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei der NSA bahnt sich offenbar ein Führungswechsel an. US-Präsident Obama bietet sich somit die Möglichkeit, die in die Kritik geratene Sicherheitsbehörde zu reformieren. Mit der Affäre um Edward Snowden soll der Wechsel allerdings nichts zu tun haben.

Die Chefs des wegen seiner Lauschaktionen umstrittenen US-Geheimdienstes NSA werden nach Angaben aus Regierungskreisen in den kommenden Monaten ihre Posten räumen. Mit dem Weggang von NSA-Chef Keith Alexander und seines Stellvertreters John C. Inglis böte sich US-Präsident Barack Obama eine gute Gelegenheit, den auch international in die Kritik geratenen Geheimdienst neu aufzustellen.

Wird wohl ebenfalls seinen Posten räumen: NSA-Vizechef John C. Inglis.

Wird wohl ebenfalls seinen Posten räumen: NSA-Vizechef John C. Inglis.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Armeegeneral Alexander habe erklärt, er werde sich bis März oder April zurückziehen, hieß es. Sein Stellvertreter Inglis, ein Zivilist, werde die NSA wohl bereits Ende dieses Jahres verlassen. Als aussichtsreicher Kandidat für Alexanders Nachfolge gelte Vize-Admiral Michael Rogers, der derzeit die 10. US-Flotte und das US-Flotten-Cyber-Command, das Kommando der Marine für die virtuelle Kriegsführung, leitet. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Auch andere Kandidaten könnten in Betracht kommen.

NSA-Sprecherin Vanee Vines sagte, Alexander wolle den Geheimdienst im Frühjahr verlassen, nachdem seine Dienstzeit bereits dreimal verlängert worden sei. "Das hat nichts mit Medienberichten zu tun, die Entscheidung für seinen Rückzug ist vorher gefallen", teilte Vines mit. Mit dem Verteidigungsministerium war Alexander ihren Angaben zufolge übereingekommen, seine Amtszeit bis März 2014 zu verlängern.

Obama könnte NSA-Führungsstrukturen reformieren

Alexander steht seit August 2005 an der Spitze des Geheimdienstes. Er ist damit der NSA-Chef mit der längsten Amtszeit. Er ist auch der Kommandeur einer verwandten Militäreinheit, dem US-Cyber-Command. Inglis hat seine Karriere bei der NSA als Spezialist für Computer-Sicherheit begonnen. Seit 2006 ist er Alexanders Stellvertreter.

Mit dem Weggang von Alexander und Inglis kann Obama entscheiden, ob die NSA und das Cyber Command getrennte Führungen haben sollen. Immerhin hat das Cyber Command, das sowohl mit dem Führen virtueller Verteidigungs- als auch Angriffskriege betraut ist, in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen.

Snowdens Vater kündigt weitere Enthüllungen an

Die NSA geriet dieses Jahr in die Kritik, als der frühere Mitarbeiter Edward Snowden massive Ausspähaktivitäten des Geheimdienstes enthüllte und Zehntausende geheime Dokumente der NSA und des mit ihr kooperierenden britischen Geheimdienstes an Medien weitergab. Unter anderem in Deutschland und Brasilien löste die massenhafte Ausspähung von Bürgern Empörung aus.

Snowden hält sich seit Ende Juni in Russland auf, wo er politisches Asyl gefunden hat. Sein Vater Lon Snowden sagte kürzlich in New York nach der Rückkehr von einem Besuch bei seinem Sohn in Moskau, dass dieser noch weitere Geheimnisse kenne, die er lüften könne. Er habe seinem Sohn geraten, in Russland zu bleiben, um sicherzustellen, dass die wahre Geschichte erzählt werde.

Quelle: ntv.de, rts

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