Millionen Bilder aus dem Internet NSA setzt auf Gesichtserkennung
01.06.2014, 10:21 Uhr
Die Möglichkeiten zur Gesichtserkennung haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Einem Bericht der "New York Times" zufolge setzt die NSA immer mehr auf die Entwicklung von Gesichtserkennungssoftware. Das Material dafür liefern Millionen Bilder. Diese sammelt der Geheimdienst aus Mails, SMS und Videokonferenzen.
Die NSA greift laut neuesten Enthüllungen des früheren Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden Massen an Bildern aus dem Internet ab, um sie mit Gesichtserkennungssoftware zu prüfen. Der US-Geheimdienst hoffe, mit Hilfe der Technologie das Auffinden von Zielpersonen rund um die Welt zu revolutionieren, berichtet die "New York Times".
Laut Unterlagen aus dem Jahr 2011 sammelt die NSA täglich Millionen Bilder aus E-Mails und sozialen Netzwerken, aber auch aus SMS und Videokonferenzen. Davon hätten rund 55.000 eine für Gesichtserkennung geeignete Qualität. Bisher habe sich die NSA auf schriftliche und mündliche Kommunikation konzentriert. Doch jetzt jage der Dienst genauso der Spur von Fingerabdrücken und anderen biometrischen Daten hinterher, hieß es unter Berufung auf Papiere aus dem Fundus von Snowden. Sie seien ebenso wichtig für die Verfolgung mutmaßlicher Terroristen und anderer Aufklärungsziele.
Die wichtigste Gesichtserkennungssoftware der NSA trage den Namen "Tundra Freeze" und kann laut dem Beispiel in einem Dokument eine Person auch erkennen, wenn sie sich die Haare abrasiert. Zugleich wird an anderer Stelle eingeräumt, dass Bärte das Programm verwirren können. Eine NSA-Präsentation aus dem Jahr 2011 zeige beispielsweise mehrere Fotos von einem unbekannten Mann mal bärtig, mal glatt rasiert. Aus verschiedenen Zusammenhängen wie der No-Fly-Liste der Transportsicherheitsbehörde, dem Pass oder dem Visa-Status sowie Kommentaren und Informationen amerikanischer Geheimdienste ergäbe sich dann ein Gesamtbild.
Bürgerrechtler befürchten, dass im Zuge der wachsenden technischen Möglichkeiten das Recht auf Privatsphäre immer weiter erodieren könnte. Noch gebe es technische Grenzen, aber die Datenbanken wachsen ständig und die Such-Algorithmen werden immer besser. In einem nächsten Schritt könnte beispielsweise das FBI sein automatisiertes Fingerabdruckerkennungssystem mit der Gesichtsbilder-Datenbank und anderen biometrischen Daten verbinden.
Eine NSA-Sprecherin wollte sich auf Anfrage der Zeitung nicht dazu äußern, ob der Dienst Zugang zur Datenbank des US-Außenministeriums habe, in der Bilder zu Visa-Anträgen gespeichert werden - und ob er Fotos aus Online-Netzwerken abgreife. Auf die Datensätze der Führerscheinstellen und der Passämter haben die NSA keinen Zugriff. Vanee Reben sagt lediglich: "Wir würden unseren Job nicht machen, wenn wir nicht kontinuierlich versuchen würden, die Präzision der Geheimdienstaktivitäten zu erhöhen."
Quelle: ntv.de, sba/dpa