Politik

Tausende Firmen kooperieren mit Geheimdiensten NSA will Zahl verhinderter Anschläge nennen

Eines der Spionageziele soll die Universität von Hongkong gewesen sein.

Eines der Spionageziele soll die Universität von Hongkong gewesen sein.

(Foto: AP)

Waren die Enthüllungen von Edward Snowden zur Internet-Spionage des US-Abhördienstes NSA nur die Spitze eines Eisbergs? Einem neuen Medienbericht zufolge liefern Tausende amerikanische Unternehmen freiwillig Informationen an die Geheimdienste. Welchen Nutzen diese Spionage hat, will der NSA nun mit Zahlen belegen.

Die Zusammenarbeit zwischen US-Geheimdiensten und amerikanischen Unternehmen ist laut einem Medienbericht noch viel breiter als es die jüngsten Enthüllungen vermuten ließen. Tausende Firmen versorgten die Geheimdienste mit Informationen und bekämen im Gegenzug Vorteile wie Zugang zu geheimen Spionage-Erkenntnissen, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.

Die Unternehmen gäben dabei Informationen wie Geräte-Spezifikationen weiter, um Kundendaten gehe es nicht. Mit solchem Wissen könnten die Geheimdienste zum Beispiel fremde Computer leichter ausspähen. An diesen Kooperationen beteiligten sich verschiedenste US-Unternehmen wie Hersteller von Software und Geräten, Banken, Anbieter von Satelliten-Kommunikation und Spezialisten für Internet-Sicherheit, schrieb Bloomberg.

Die Großen der Branche

So liefere der Windows-Riese Microsoft den Geheimdiensten Informationen über Fehler in seiner Software, bevor die Schwachstellen mit Updates geschlossen werden. Ein Konzern-Sprecher sagte Bloomberg, die Vorab-Hinweise sollten der Regierung einen Vorsprung für die Risiko-Einschätzung geben. Die Bloomberg-Quellen betonten zugleich, solche Unterstützung durch Microsoft und andere Unternehmen erlaube es den US-Diensten, Schwachstellen in Software auszunutzen, die an Regierungen anderer Länder verkauft werde.

Ein weiterer regulärer Partner sei der Sicherheitssoftware-Spezialist McAfee. Die inzwischen zum Chip-Riesen Intel gehörende Firma könne wertvolle Informationen über den Datenverkehr im Internet und Cyber-Attacken aus dem Ausland liefern, hieß es. McAfee-Technologiechef Michael Fey sagte der Nachrichtenagentur, man teile keine Kundeninformationen, aber liefere Sicherheits-Technologien und Daten über Angriffe.

Die Zusammenarbeit der Unternehmen mit den US-Geheimdiensten bleibe im rechtlichen Rahmen, betonten die Bloomberg-Quellen. Einige amerikanische Telekommunikationsfirmen hätten Geheimdiensten Zugang zu Standorten und Daten außerhalb der USA gewährt - was im Heimatland die Zustimmung eines Richters erfordert hätte.

Die Kontakte seien nur wenigen Personen bei den Firmen bekannt und würden oft direkt über die Chefetage eingefädelt. Die Regierung überschütte kooperierende Unternehmen dafür mit Aufmerksamkeit und versorge sie im Gegenzug auch mit Informationen. Zugleich arbeiteten einige Manager auch einfach aus patriotischer Überzeugung mit den Behörden zusammen.

Konkrete Zahlen vom NSA

Der US-Geheimdienst NSA will unterdessen die genaue Zahl der geplanten Anschläge nennen, die durch die umstrittene Telefonüberwachung verhindert wurden. Die Vorsitzende des Senatsausschusses für die Geheimdienste, Dianne Feinstein, sagte, der NSA-Chef General Keith Alexander werde sich in Kürze genauer dazu äußern. Er hatte bei der Verteidigung der kontroversen Überwachungsmaßnahmen gesagt, durch sie seien "dutzende Anschläge" im In- und Ausland verhindert worden. Das Spähprogramm stößt bei Demokraten und Republikanern auf Kritik.

Die demokratischen Senatoren Ron Wyden und Mark Udall verlangten am Donnerstag konkrete Beweise, dass die wahllose Überprüfung der Verbindungsdaten von Millionen Telefonen zur Verhinderung von Terroranschlägen diente. Alle Anschlagspläne, die Alexander in dem Zusammenhang genannt hatte, schienen durch andere Methoden aufgedeckt worden zu sein, erklärten die beiden Senatoren, die seit langem als Kritiker staatlicher Überwachung bekannt sind. Die Öffentlichkeit verdiene eine "klare Erklärung". Der republikanische Senator Rand Paul kündigte an, die NSA wegen der Übertretung ihrer Befugnisse zu verklagen.

Listen mit IP-Adressen

Unterdessen berichtete die "South China Morning Post", Snowden habe Dokumente mit Details zu Hackerangriffen der NSA auf Ziele in China und Hongkong. Demnach zeigte Snowden bei einem Interview Listen mit den Daten der Angriffe und den IP-Adressen der betroffenen Computer. "Ich weiß nicht, welche spezifischen Informationen sie auf diesen Rechnern suchten, nur dass die Verwendung technischer Mittel, um unbefugten Zugang zu privaten Rechnern zu erlangen, ein Verstoß gegen das Gesetz und ethisch zweifelhaft ist", sagte Snowden, der sich derzeit an einem unbekannten Ort in Hongkong aufhält.

Der 29-jährige Computerexperte, der zuletzt als Auftragnehmer für die NSA arbeitete, hatte den Zeitungen "Washington Post" und "Guardian" Informationen über zwei Überwachungsprogramme des US-Geheimdienstes zugespielt, mit dem die NSA Telefone überwacht und die Nutzerdaten großer Internetkonzerne auswertet. Unter anderem Die veröffentlichte der "Guardian" einen geheimen Gerichtsbeschluss, der es der NSA erlaubt, wahllos Verbindungsdaten von Millionen US-Telefonen zu sammeln. Die US-Bundespolizei FBI leitete am Donnerstag Ermittlungen gegen Snowden ein.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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