Fotos aus dem Brandschutt belegen NSU plante weitere Morde
27.01.2013, 20:36 Uhr
Die letzte Bleibe der NSU-Mitglieder in Zwickau.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wäre die NSU nicht aufgeflogen, hätte sie sehr wahrscheinlich weitere Ausländer getötet. Dies geht aus Material hervor, dass die Ermittler in den Überresten der Wohnung fand, die Beate Zschäpe in Brand gesetzt hatte. Darunter sind Fotos von Geschäften in Stuttgart, die von Ausländern betrieben werden. Bei den Linken findet sich unterdessen eine weitere Bekenner-DVD an.
Die Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hat 2003 Anschlagsziele in Stuttgart ausgespäht und auf Fotos dokumentiert. Das gehe aus einer CD hervor, die im Brandschutt der letzten NSU-Wohnung in Zwickau gefunden wurde, wie die "taz" berichtet.
Laut den der Zeitung vorliegenden Ermittlungsunterlagen zeigen die Fotos Aufnahmen eines türkischen Bistros und eines türkischen Lebensmittelladens in der Nähe des Stuttgarter Nordbahnhofs. Das Bundeskriminalamt habe "keine begründbaren Zweifel", dass dort "zwei mögliche spätere Anschlagsziele ausbaldowert worden sind", heiße es in den Akten. Für die Ausspähungen in Stuttgart zelteten die Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nach Erkenntnissen des BKA im Juni 2003 drei Tage auf einem Campingplatz am Cannstatter Wasen.
Vergessene DVD
In einem Büro der Linken in Weimar tauchte am Wochenende eine Bekenner-DVD der NSU auf. Erst nach einem Einbruch vor etwa einer Woche hätten sich die Mitarbeiter wieder an das brisante Stück erinnert, sagte der Chef der Linken-Fraktion im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow. Die DVD soll länger als ein Jahr in dem Büro gelegen haben.
Über den Fall hatte der "Spiegel" berichtet. Die DVD sei sofort dem Bundeskriminalamt übergeben worden, sagte Ramelow. Die Mitarbeiter seien sich wohl der Brisanz nicht bewusst gewesen. Er hoffe, dass sich auf der DVD Fingerabdrücke derjenigen fänden, die sie in dem Büro eingeworfen hätten.
Belohnungen ausgezahlt
Unterdessen zahlte die Staatsanwaltschaft Heilbronn den drei wichtigsten Hinweisgebern zum Terror-Trio jeweils 7000 Euro Belohnung aus. Insgesamt hatte die Behörde nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 40.000 Euro ausgelobt. Die restliche Summe werde "nach Abschluss des Strafverfahrens gegen die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe" ausgezahlt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem "Focus".
Der Prozess gegen Zschäpe, die mutmaßlich das einzige noch lebende Mitglied der NSU ist, soll noch im Frühjahr vor dem OLG München beginnen. Der einzigen Überlebenden der "Zwickauer Zelle" wird unter anderem die Mittäterschaft bei neun Morden an Geschäftsleuten ausländischer Herkunft sowie bei einem Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn und bei zwei Sprengstoff-Anschlägen in Köln vorgeworfen.
Quelle: ntv.de, dpa