Ring um Donezk wird enger Nato warnt Russland vor Intervention
07.08.2014, 21:09 Uhr
Eine am Bein verletzte Frau in Donezk.
(Foto: dpa)
Im Osten der Ukraine wird weiter gekämpft. Artilleriegeschosse erreichen das Donezker Stadtgebiet. Nato-Generalsekretär Rasmussen sichert der Ukraine die Unterstützung des Bündnisses zu. Er sendet eine klare Botschaft in Richtung Moskau.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat der Ukraine im Konflikt mit Russland die Unterstützung des westlichen Militärbündnisses zugesichert. Zugleich warnte er Moskau bei seinem Besuch in Kiew vor einer Intervention im Nachbarland. Die ukrainische Armee weitete derweil ihre Offensive zur Rückeroberung der Stadt Donezk aus. Etwa 40 Kilometer weiter östlich wurde über einem von den prorussischen Separatisten kontrolliertem Gebiet ein Kampfjet der Armee abgeschossen.
Die Nato stehe bereit, der Ukraine mit Beratern und anderen Mitteln zu helfen, sagte Rasmussen. Er warf Russland vor, die Ukraine weiterhin zu destabilisieren und die prorussischen Separatisten zu unterstützen. Durch den Konflikt im Osten des Landes seien "die Freiheit und die Zukunft der Ukraine" bedroht, sagte der Nato-Generalsekretär.
Rasmussen, der in Kiew Präsident Petro Poroschenko und andere Mitglieder der ukrainischen Führung traf, rief Moskau auf, seine Truppen von der Grenze abzuziehen. Er warnte Russland davor, eine Friedensmission "als Vorwand zu nutzen, um Krieg zu führen". Nach Angaben der Nato hatte Russland in den vergangenen Wochen seine Truppenstärke an der Grenze von 12.000 auf 20.000 Soldaten erhöht.
Die ukrainischen Streitkräfte versuchen seit Tagen, die beiden östlichen Großstädte Donezk und Lugansk unter ihre Kontrolle zu bringen. Erstmals seit Beginn der Offensive beschoss die Armee in Donezk das Stadtzentrum und Gebäude der Sicherheitsdienste, in denen sich Separatisten verschanzt haben. Nach Behördenangaben wurden beim Beschuss eines Krankenhauses ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt. Im Vorort Budjoniwski starben demnach bei nächtlichen Angriffen drei Zivilisten.
Kampfflugzeug abgeschossen
Ein Militärsprecher sagte, binnen 24 Stunden seien im Osten der Ukraine sieben Soldaten getötet und 19 weitere verletzt worden. Etwa 40 Kilometer östlich von Donezk wurde ein Kampfjet der Armee abgeschossen. Wie eine AFP-Reporterin berichtete, stürzte das Flugzeug auf einem Feld ab, nachdem es offenbar explodiert war. Der Pilot rettete sich per Fallschirm. Der Vorfall ereignete sich in der Nähe der Absturzstelle des malaysisches Passagierflugzeugs, das Mitte Juli offenbar abgeschossen worden war.
Der selbsterklärte Ministerpräsident der "Volksrepublik Donezk", Alexander Borodaj, trat unterdessen von seinem Posten zurück. Borodaj kündigte an, seine Aufgaben dem Feldkommandeur Alexander Sachartschenko zu übergeben. Er werde aber den Posten eines Vize-Regierungschefs behalten. Borodaj gehört zu einem Trio russischer Staatsbürger, die in der "Volksrepublik Donezk" das Kommando führen.
Sicherheitsratschef geht
Inmitten des schweren Konflikts in der Ostukraine hat der Chef des Sicherheitsrates in Kiew, Andrej Parubij, seinen Rücktritt eingereicht. Das teilte der 43-jährige Politiker bei Facebook mit. "In Zeiten des Krieges einen Rücktritt zu kommentieren, halte ich für inakzeptabel", fügte der Politiker hinzu.
Präsident Poroschenko nahm Parubijs Gesuch an. Zuvor hatte es Spekulationen über Unstimmigkeiten zwischen Poroschenko und Parubij gegeben. Die Armee soll bei Kämpfen mit den prorussischen Separatisten größere Verluste erlitten haben als zugegeben. Parubij war seit dem Machtwechsel im Februar im Amt.
Auseinandersetzungen auf dem Maidan
Derweil ist es auf dem seit Monaten von Demonstranten besetzten Unabhängigkeitsplatz in Kiew - dem Maidan - erneut zu schweren Zusammenstößen gekommen. Etwa 300 städtische Mitarbeiter versuchten, die seit Dezember bestehenden Barrikaden zu räumen. Die Bewohner des dort errichteten Zeltlagers zündeten als Protest gegen das Vorgehen Reifen an und warfen Brandsätze, wie Medien berichteten. Über der Innenstadt bildete sich eine Rauchwolke.
Mehrere Mitarbeiter wurden den Behörden zufolge verletzt. Ein Sprecher der Stadtverwaltung sagte, Bürgermeister Vitali Klitschko habe keinen Befehl zur Räumung erlassen. Nach dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch im Februar sieht die neue proeuropäische Regierung unter Präsident Poroschenko den Dauerprotest auf dem Maidan als überflüssig an. Allerdings verlangen die zu Hunderten versammelten Demonstranten weiter vorgezogene Parlamentswahlen und den Beginn von Reformen.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa/rts