Politik

Der Fall Murat Kurnaz Neue Ermittlungen gegen KSK

Überraschende Wende im Fall Murat Kurnaz: Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat ihre Ermittlungen gegen zwei deutsche KSK-Soldaten wieder aufgenommen und will jetzt frühere Mithäftlinge von Kurnaz befragen. Die Staatsanwälte erhoffen sich von den zwei Männern aus Großbritannien Aufschluss über eine entscheidende Frage in der Aufklärung von Kurnaz' Vorwürfen. Kurnaz' Anwalt Bernhard Docke hatte die neuen Zeugen benannt.

Der in Bremen aufgewachsene Türke war 2001 in Pakistan festgenommen und über Kandahar ins US-Gefangenenlager Guantnamo auf Kuba gebracht worden. Seine ehemaligen Mitgefangenen in Afghanistan sollen aussagen, ob es in dem Lager einen Lastwagen eines bestimmten Typs gab. Hinter dem Fahrzeug wurde Kurnaz nach eigenen Angaben im Januar 2002 von den Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) misshandelt.

"Wenn wir dem kein Gewicht beimessen würden, hätten wir die Ermittlungen nicht wieder aufgenommen", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Walter Vollmer. Die Einstellung des Verfahrens wegen gefährlicher Körperverletzung Ende Mai hatte Vollmer insbesondere damit begründet, dass die Behörde nicht herausfinden konnte, ob der entsprechende Lastwagen im Lager existierte.

Nach Vollmers Worten gibt es noch keinen Termin für eine Vernehmung der neuen Zeugen. Da ausländischen Behörden um Rechtshilfe gebeten werden müssten, sei der Zeitrahmen aber "eher großzügig" zu bemessen.

Treffen ja, Folter nein?

Die Beschuldigten hatten die Vorwürfe bestritten. Sie hatten aber eingeräumt, dass es in dem Lager zur fraglichen Zeit zu einer Begegnung mit Kurnaz gekommen war. Nach Ansicht der Tübinger Staatsanwälte spricht schon bisher manches für Kurnaz' Version des Aufeinandertreffens mit den KSK-Soldaten, es fehlten aber Beweise. "Trotz verbleibenden Verdachts lässt sich nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ein Nachweis nicht führen", hatte Vollmer Ende Mai gesagt. Docke hingegen hielt die Ermittlungsergebnisse schon damals ausreichend für eine Anklage. "Wenn es letzte Zweifel gibt, dann wären die in einer Hauptverhandlung zu klären."

Kurnaz war erst im Sommer 2006 aus Guantnamo freigekommen. Mit dem Fall beschäftigt sich auch der BND-Untersuchungsausschuss des Bundestags.

Quelle: ntv.de

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