Julia Klöckner Neuer Stern am schwarzen Himmel
27.03.2011, 20:24 UhrJulia Klöckner hätte auch ihre Karriere in der Bundespolitik weiterverfolgen können. Die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz war bereits Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverbraucherministerium und gilt als Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Doch Klöckner will auch in der Opposition auf jeden Fall in Mainz bleiben. "Man kann sich auf mich verlassen, ich halte Wort", sagte die 38-Jährige am Wahlabend. Die Sensation, in die Staatskanzlei einzuziehen, schaffte Klöckner zwar nicht. Aber sie kam fast an das Ergebnis von Amtsinhaber Kurt Beck (SPD) heran.
"Ich gehe nicht mit einem Rückfahr-Ticket in die Landtagswahl", hatte Klöckner Anfang des Jahres angekündigt. Selbstbewusst verkündete sie: "Meine Heimat ist meine Zukunft."
Diese Zukunft ist erstmal ein Platz auf der harten Oppositionsbank. Selbst wenn sie eine knappe Mehrheit vor der SPD geschafft hätte, hätte ihr ein Koalitionspartner gefehlt. Denn die FDP verpasste klar den Einzug in den Landtag. Und die vor Kraft strotzenden Grünen hätten vermutlich kaum die CDU als Partner gewählt.
Doch Klöckner darf das Wahlergebnis zu Recht als persönlichen Erfolg verbuchen. Schließlich erzielte sie einen Stimmenzuwachs für die Landes-CDU in einer Zeit, in der den Christdemokraten angesichts des Zick-Zack-Kurses der Bundesregierung in der Atompolitik bundesweit der Wind ins Gesicht bläst.
Klöckner gelang es, den als zersplittert und schwierig geltenden CDU-Landesverband hinter sich zu vereinen. Im September vergangenen Jahres wählte die CDU Rheinland-Pfalz sie mit knapp 97 Prozent zur neuen Landeschefin. Bereits ein knappes Jahr zuvor hatte ihr Vorgänger Christian Baldauf sie als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl vorgeschlagen. So blieb Klöckner genug Zeit, sich den Wählern bekannt zu machen.
"Rheinland-Filz"
Im Wahlkampf griff Klöckner Amtsinhaber Beck immer wieder kräftig an. So kritisierte sie das millionenschwere Engagement des Landes am Nürburgring. Gerne sprach Klöckner auch von "Rheinland-Filz", wenn sie die SPD-Regierung in ein schlechtes Licht rücken wollte. Doch sie musste auch mit Affären in den eigenen Reihen kämpfen. Wegen illegaler Parteienfinanzierung muss die CDU eine Millionenstrafe zahlen. Klöckner präsentierte sich in der Affäre um Vorgänge aus dem Jahr 2006 als Aufklärerin und verkündete deshalb kurz vor Weihnachten, die CDU habe "den versprochenen reinen Tisch gemacht."
Im Kampf um die Macht in Mainz stand Klöckner einem erfahrenen Amtsinhaber gegenüber, der als bodenständiger und in seiner Heimat fest verwurzelter Landesvater gilt. Dagegen setzte die unverheiratete Frau aus Bad Kreuznach ihre eigene Herkunft: "Landleben und Landwirtschaft haben mich tief geprägt", sagte die Winzertochter, die 1995 sogar zur deutschen Weinkönigin gekürt wurde. Sich selbst beschreibt sie als "kernig und belastbar". Ähnlich wie Beck wird ihr die Fähigkeit bescheinigt, auf Menschen zugehen zu können.
Die einstige Weinkönigin studierte Theologie, Politik und Pädagogik; später arbeitete sie als Journalistin. Sie war unter anderem Chefredakteurin des Wein-Fachblatts "Sommelier-Magazin". Politisch zog es sie zunächst ins ferne Berlin: 2002 schaffte Klöckner den Sprung in den Bundestag. Nach der Bundestagswahl im Jahr 2009 wurde sie Staatssekretärin im Bundesverbraucherministerium. Auch ihr Bundestagsmandat will sie nun niederlegen. Welche Richtung ihre politische Laufbahn mit dem Wechsel nach Mainz nimmt, ist noch unklar.
Quelle: ntv.de, AFP