Transalls auf dem Weg nach Mali Niebel warnt vor Flächenbrand
18.01.2013, 01:37 Uhr
Französische Truppen unterstützen nun auch am Boden die malische Armee.
(Foto: dpa)
Frankreich kämpft mit Bodentruppen gegen Islamisten in Mali. Deutschland schickt zwei Transall-Maschinen zur Unterstützung, die EU will Militärausbilder entsenden. Entwicklungsminister Niebel verteidigt den internationalen Militäreinsatz: Gehe Mali verloren, drohe ein Flächenbrand in Westafrika, sagt er.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hat vor einer Ausweitung des bewaffneten Konflikts in Mali auf die Region gewarnt. Der internationale Militäreinsatz in Mali sei "richtig" und komme "gerade rechtzeitig", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Verlieren wir Mali, besteht die Gefahr, dass sich der islamistische Terrorismus in Westafrika weiter ausbreitet", fügte er hinzu.

Letzte Vorbereitungen: Eine der beiden Transall-Maschinen wird vor dem Abflug nach Mali startklar gemacht.
(Foto: dpa)
Deutschland dürfe die Menschen in Mali nun nicht allein lassen und müsse in dem westafrikanischen Land entwicklungspolitisch präsent sein, sagte Niebel. Im Kern sei der Konflikt "ein politisches Problem". "Mali muss den Sprung zurück zu einer demokratischen Regierung schaffen", sagte der Minister der Zeitung. Zuvor waren zwei deutsche Transall-Maschinen zur Unterstützung in Richtung Mali gestartet.
Außenminister Guido Westerwelle sagte, der Umfang der deutschen Beteiligung an dem Einsatz stehe noch nicht fest: "Auf Dauer wird es keine europäische oder militärische Lösung geben können in Mali. Auf Dauer geht es darum, dass die afrikanischen Kräfte es schaffen müssen, die malische Armee es schaffen muss", sagte der Minister. Einen Kampfeinsatz zur Unterstützung der französischen Truppen in Mali schloss er aus.
Deutsche stimmen Einsatz zu
Die deutschen Flugzeuge starteten vom Fliegerhorst Hohn in Schleswig-Holstein zunächst ins französische Evreux-Fauville, wie ein Sprecher der Bundeswehr sagte. Der Luftwaffe zufolge soll dort Sanitätsmaterial der französischen Streitkräfte geladen werden, bevor die Maschinen am Freitag nach Afrika weiterfliegen sollen. Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch die Entsendung der Transall-Maschinen beschlossen. Ein Mandat des Bundestags hält die Regierung anders als die Opposition nicht für erforderlich.
Unions-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer sprach sich für schnellere Entscheidungen über Bundeswehreinsätze aus und stellte die Parlamentsbeteiligung in ihrer jetzigen Form infrage. Deutschland könne derzeit nicht so schnell und flexibel reagieren wie andere Nationen, sagte der CDU-Politiker der "Neuen Westfälischen". "In manchen Krisensituationen ist aber ein schnelles Handeln erforderlich."
Der geplante Bundeswehreinsatz in Mali trifft in der deutschen Bevölkerung auf deutlich mehr Zustimmung als Ablehnung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 49 Prozent für eine logistische Unterstützung des Kampfes gegen die Rebellen und für Ausbildungshilfe aus, nur 34 Prozent sind dagegen.
In Mali, wo französische Truppen neben Regierungssoldaten gegen islamistische Rebellen aus dem Norden des Landes kämpfen, begann unterdessen ein großer Truppenaufmarsch. So trafen die ersten Soldaten der westafrikanischen Eingreiftruppe ein. Streitkräfte aus Togo wurden am Flughafen der Hauptstadt Bamako von französischen und malischen Soldaten begrüßt. Zudem wurden bis zu 500 Mann aus Nigeria erwartet.
EU entsendet 250 Militärausbilder
Insgesamt will die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas im Rahmen der Internationalen Unterstützungsmission für Mali (Misma) 3300 Soldaten zur Bekämpfung der islamistischen Milizen im Norden des Landes entsenden. Die EU sprach sogar von 3500 Soldaten.
Die Europäische Union will nach einem Beschluss der EU-Außenminister rund 250 Militärausbilder nach Mali entsenden. Sie sollen dafür sorgen, dass die Armee des Landes die Rebellen bekämpfen kann. Die Außenminister versprachen zugleich finanzielle Unterstützung für den Ecowas-Kampfeinsatz. Der französische General François Lecointre wurde zum Kommandeur der EU-Trainingsmission in Mali ernannt. Zudem verstärkte Frankreich seine Truppen - von 800 auf 1400 Soldaten. Die Zahl soll rasch auf 2500 steigen. Die USA wollen Frankreich beim Lufttransport von Ausrüstung und Soldaten unterstützen.
Weite Teile des malischen Nordens befinden sich seit Monaten unter der Kontrolle islamistischer Milizen. Tausende Menschen flohen bereits nach Süden und in die Nachbarländer. Als islamistische Kämpfer in der vergangenen Woche weiter nach Süden vordrangen, griff Frankreich zunächst mit Luftangriffen, später auch mit Bodentruppen ein. Dadurch konnten die malischen Truppen die Islamisten zurückdrängen. Am Mittwoch hatten islamistische Kämpfer ein Gasfeld im benachbarten Algerien besetzt, westliche Geiseln genommen und ein Ende des französischen Einsatzes gefordert.
Die französische Hilfsorganisation Action contre la Faim (ACF) nahm derweil ihre seit Dienstag unterbrochene Arbeit im Norden Malis wieder auf. Dank einer "Stabilisierung des Kontextes" könnten die Mitarbeiter ihre Tätigkeit in der Stadt Gao fortsetzen, teilte die Organisation mit. Da in der Region mehr als 15 Prozent der Kinder unter fünf Jahren an schwerer Unterernährung litten, sei es von entscheidender Bedeutung, den Zugang zu der betroffenen Bevölkerung rasch wiederherzustellen. Allerdings äußerte ACF auch Sorge über die Gefahr von Versorgungsengpässen bei Wasser, Nahrung sowie Bargeld.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa