Ex-Landesvater Wulff Niedersachsen-CDU ist sauer
03.01.2012, 07:07 UhrEinst war er der Stolz seines Landesverbands - ein Niedersachse im Bellevue. Doch nun stehen die Telefone bei der CDU in Hannover nicht mehr still, die Kritik an Bundespräsident Wulff kommt zunehmend auch aus den eigenen Reihen. Wulffs Ex-Sprecher Glaeseker soll ebenfalls Vorteile aus seiner Position gezogen haben.
In der niedersächsischen CDU wächst die Distanz zu dem wegen einer Kreditaffäre und der versuchten Einflussnahme auf Journalisten unter Druck stehenden Bundespräsidenten Christian Wulff. "Viele Parteifreunde haben bei mir angerufen. Alle äußerten sich negativ zu Wulffs Verhalten", sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Karl-Heinz Klare, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Menschen wünschten sich "totale Aufklärung, sonst wird das Amt des Bundespräsidenten beschädigt".
Zuvor waren neue Vorwürfe gegen Wulff in der aus seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident bekannt geworden. Die "Bild"-Zeitung bestätigte Presseberichte, Wulff habe in einem versucht, einen Artikel über den Kredit zu verhindern und dem verantwortlichen Redakteur mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht. Wulff hatte zudem auch bei der Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer angerufen, um den Bericht zu verhindern.
Kritische Stimmen gehören dazu
Der Deutsche Journalisten-Verband DJV und die Deutsche Journalisten-Union dju kritisierten das Verhalten Wulffs. "Prominente müssen sich kritische Berichterstattung als Teil der Meinungsfreiheit gefallen lassen", sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken. "Das müsste niemand besser wissen als der erste Mann im Staat." "Auch der Bundespräsident muss sich selbstverständlich kritische Berichterstattung gefallen lassen", betonte der dju-Vorsitzende Ulrich Janßen.
Während das Bundespräsidialamt zu den Vorwürfen bislang schwieg, rügte der Deutsche Presserat das Vorgehen Wulffs. Die SPD gab ihre Zurückhaltung auf und übte erstmals scharfe Kritik an dem Präsidenten. Auslöser der Affäre ist ein zinsgünstiger Kredit über 500.000 Euro, den die Gattin eines befreundeten Unternehmers Wulff 2008 gewährt hatte. Im niedersächsischen Landtag verneinte der damalige Ministerpräsidenten im Februar 2010 die Frage, ob er Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer Egon Geerkens habe. Vor knapp zwei Wochen räumte Wulff dann erstmals ein, es sei ein Fehler, damals dem Landtag den Kredit der Unternehmersgattin verschwiegen zu haben.
Urlaub auch für Glaeseker
Inzwischen muss auch Wulffs früherer Sprecher mit einem Interesse der Justiz an seinen privaten Urlaubsaufenthalten rechnen. Wie die "Neue Presse" aus Hannover unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete, prüft die Staatsanwaltschaft Hannover, ob gegen Olaf Glaeseker ein Anfangsverdacht wegen Vorteilsnahme vorliege.
Glaeseker soll demnach ab dem Jahr 2008 mit seiner Frau Vera dreimal in Auslandsquartieren des Unternehmers Manfred Schmidt gratis Urlaub gemacht haben - darunter in Barcelona und in Südfrankreich. Glaeseker war zu diesem Zeitpunkt Niedersachsens Regierungssprecher im Rang eines Staatssekretärs.
Quelle: ntv.de, AFP/rts