Kosovos Unabhängigkeit Norden spaltet sich ab
24.02.2008, 14:21 UhrIm Kosovo zeichnet sich nach der Unabhängigkeitserklärung eine faktische Teilung des Landes ab. Die UN-Verwaltung zog ebenso wie die Europäische Union (EU) ihre albanischen Mitarbeiter aus dem fast nur noch von Serben bewohnten Norden des Landes ab. Zuvor waren von dort bereits alle Albaner aus den Polizeiverbänden zurückgeholt worden.
Serbenführer Milan Ivanovic sagte: "Der Rückzug der Albaner von einem Territorium, auf dem die Serben die Mehrheit stellen, ist eine logische Folge der Gesamtsituation". Die EU zog laut ihrem Kosovo-Beauftragten Pieter Feith das Personal aus Sicherheitsgründen aus dem Norden zurück. Es handelte sich um eine Vorausmannschaft, die die Ankunft der rund 1900 Polizisten, Richter, Zöllner und Verwaltungsexperten aus Brüssel vorbereiten sollte.
Serbische Regierung im Chaos
In Serbien hat unterdessen der Streit um die schweren Ausschreitungen gegen ausländische Botschaften zu einer Blockade der Regierung geführt. Namhafte Politiker warnten vor einem Ausnahmezustand im Land. "Man weiß nicht mehr, wer was arbeitet, sondern schaut nur, wer wen attackiert", beschrieb Infrastrukturminister Velimir Ilic die Atmosphäre im Kabinett von Regierungschef Vojislav Kostunica. Kostunica hatte ebenso wie die Zeitung "Novosti" die Verwüstung der US-Botschaft als Ausdruck des Volkszorns gerechtfertigt.
Der europafreundliche Spitzenpolitiker Dragoljub Micunovic warnte, Teile der Regierung strebten die Ausrufung des Ausnahmezustandes und die Unterbrechung aller Kontakte mit der EU an."Der Mini-Krieg in der Regierung" könne "in einem Krieg der verschiedenen Parteimilizen enden", sagte der frühere Außenminister Goran Svilanovic der Zeitung "Blic". "Serbien befand sich auch in objektiv viel schlimmeren Zeiten nicht in einem solchen Chaos".
Im Norden des Kosovos demonstrierten am Wochenende wieder tausende Serben in der Stadt Mitrovica. Starke Kräfte der UN-Polizei und der internationalen Schutztruppe KFOR standen am Rande zum Einsatz bereit. Zu größeren Zwischenfällen kam es aber nicht.
Russland will vermitteln
Der russische Präsidentschaftskandidat Dimitri Medwedew und Außenminister Sergej Lawrow kommen am Montag nach Belgrad, um mit der serbischen Staats- und Regierungsspitze das Kosovo-Problem zu beraten. Russland hatte mit seinem Veto einen Kosovo-Beschluss des Weltsicherheitsrates verhindert. Das Land will einer Lösung nur zustimmen, wenn sie auch für Serbien annehmbar ist.
Quelle: ntv.de