Wegen Beleidigung des "großen Führers" Nordkorea droht Südkorea
23.04.2012, 10:34 Uhr
Zehntausende Nordkoreaner protestierten auf der Kundgebung gegen das Nachbarland.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die angespannte Situation zwischen Nord- und Südkorea spitzt sich weiter zu. Auf einer Kundgebung in Pjöngjang fordern Zehntausende den Tod des südkoreanischen Präsidenten. Die Nordkoreaner werfen ihm die Beleidigung ihres Staatsgründers vor. Die Streitkräfte des Nordens drohen dem Nachbarland nun ganz offen mit Vergeltung.

Hatte Nordkoreas Satellitenstart kritisiert: der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak.
(Foto: REUTERS)
Nordkoreas Streitkräfte haben gedroht, die südkoreanische Hauptstadt Seoul in Schutt und Asche zu legen. "Spezielle Aktionen" würden alles "in drei oder vier Minuten mit beispiellosen Mitteln und Methoden" in Asche verwandeln, hieß es in einer Erklärung des Militärs mit Blick auf die Regierung und regierungsnahe Medien in Seoul. Die Armee warf der Regierung von Präsident Lee Myung Bak und konservativen südkoreanischen Medien vor, die öffentliche Meinung gegen Nordkorea aufzuhetzen.
Nordkorea kritisiert seit Monaten die südkoreanische Regierung in extremen Tönen. Auf einer Kundgebung in Pjöngjang forderten am Wochenende zehntausende Menschen den Tod Lees. Auf Bildern des staatlichen Fernsehens waren Soldaten und Zivilisten auf dem Kim-Il-Sung-Platz zu sehen, die in Sprechchören das konservative Staatsoberhaupt des Nachbarlandes schmähten.
Ein großes Plakat zeigte eine Karikatur Lees mit durchschnittener Kehle, auf einem anderen wurde er von einer Faust zerschmettert. Sie werfen ihm eine Beleidigung des "großen Führers" Kim Il Sung vor. Aus Sicht des Nordens hat Lee die Feiern zum hundertsten Geburtstag de Staatsgründers "entweiht", die am 15. April mit großem Pomp begangen wurden.
Kritik an Satellitenstarts
Lee hatte unter anderem den Sinn der hohen Kosten des Satellitenstarts anlässlich der Feiern infrage gestellt. Er verwies darauf, dass ein großer Teil der Bevölkerung unter akuter Lebensmittelknappheit leidet.
Nach Angaben Lees hätten mit den geschätzten 850 Millionen Dollar (644 Millionen Euro), die der Abschuss des Beobachtungssatelliten kostete, 2,5 Millionen Tonnen Getreide gekauft werden können. Der internationale scharf kritisierte Start war letztlich fehlgeschlagen, da die Rakete nach wenigen Minuten ins Meer stürzte.
Die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen den beiden Staaten haben sich seit Lees Amtsantritt im Februar 2008 weiter verschlechtert. Wie sein Verbündeter USA knüpft Südkorea Hilfslieferungen für den an Energie- und Nahrungsmittelengpässen leidenden Norden an Zugeständnisse Pjöngjangs bei dessen Atom- und Raketenprogramm. Nachfolger von Kim Jong Il ist dessen Sohn Kim Yong Un, der Enkel von Staatsgründer Kim Il Sung.
Quelle: ntv.de, AFP