Flüsse trocknen aus Nordkorea droht weitere Hungersnot
30.05.2015, 16:14 Uhr
Das vom Reisanbau geprägte Nordkorea ist auf viel Regen zur Saatzeit angewiesen. Bei trockenem Boden kann nicht effizient gepflanzt werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit 30 Jahren hat es in Nordkorea nicht mehr so wenig geregnet wie derzeit. Damit kommt auf das kommunistischen Land mit aller Wahrscheinlichkeit erneut eine Hungersnot zu. Der dortige UN-Vertreter ist besorgt.
Eine schwere Dürre in Nordkorea könnte den Vereinten Nationen zufolge zur Nahrungsknappheit und sogar einer neuen Hungersnot führen. Bereits 2014 sei so wenig Regen gefallen wie seit 30 Jahren nicht mehr, sagte Ghulam Isaczai, der ranghöchste UN-Vertreter in dem kommunistischen Land. Auch in diesem Jahr gebe es Anlass zur Sorge und 2016 könnte die Lage sogar noch schlimmer werden. "Es tut sich eine riesige Kluft auf zwischen dem, was benötigt wird und dem, was zur Verfügung steht."
Isaczai forderte, trotz der Isolation des Regimes in Pjöngjang den Menschen in Nordkorea beizustehen. "Lasst uns Hilfe nicht politisieren", sagte er. Eigentlich habe in Nordkorea die Saison des Reispflanzens begonnen. Üblicherweise würden dabei die Felder ein oder zwei Wochen vorher geflutet. "Aber dieses Jahr - ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen - pflanzen sie tatsächlich bei Trockenheit den Reis."

So sehen die Felder in Nordkorea derzeit nicht aus. Seit Monaten fehlt der Regen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Offenbar wichen einige Bauern auf Mais und Weizen aus, weil diese Pflanzen weniger Wasser benötigen. Zum Teil seien sie auch aus Verzweiflung dazu übergegangen, die Jungpflanzen mit Wasser aus Eimern zu bewässern, berichtete der UN-Vertreter. Besonders deutlich werde der Mangel an landwirtschaftlicher Infrastruktur wie Bewässerungsanlagen an der Nordgrenze, wo die ausgedörrte Erde in Nordkorea an Chinas grüne Felder stoße.
Hilferufe an China und Russland
Zwar helfen die Vereinten Nationen in Nordkorea Schulen und Krankenhäusern mit Nahrungsmittelergänzungen. Sie haben jedoch nicht die Mittel, um Reis für alle knapp 25 Millionen Nordkoreaner bereitzustellen. Die Lebensmittelversorgung von 70 Prozent der Bevölkerung wird ohnehin als nicht gesichert eingestuft. "Wie wollen sie diese Lücke schließen?", fragte Isaczai. Er glaube, Nordkorea habe sich mit Hilfsgesuchen an mehrere Staaten gewandt - an Indien, China und Russland. Das Austrocknen ganzer Flüsse durch die Dürre verschlimmere zudem die Stromengpässe im Land, weil in den Talsperren kaum Wasser sei.
Isaczai berichtete, die Regierung habe ihm gegenüber bestätigt, dass die Stromerzeugung bei 50 Prozent der Kapazität liege. Bei einer Hungersnot in den 1990er Jahren waren bis zu einer Million Nordkoreaner ums Leben gekommen. Dass die Lage wieder so schlimm wie damals werden könnte, befürchtet Isaczai derzeit nicht.
Quelle: ntv.de, ahe/rts