"Heiliger Krieg der Vergeltung"? Nordkorea hält Fischkutter fest
08.08.2010, 16:42 UhrNach der Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel deutlich verschärft. Der neueste Zwischenfall betrifft ein südkoreanisches Fischerboot - festgehalten vom verfeindeten Nachbarn.
Inmitten der angespannten Beziehungen beider Länder hat Nordkorea einen südkoreanischen Fischkutter beschlagnahmt. Die "Daeseung 55" mit sieben Besatzungsmitgliedern an Bord sei im Japanischen Meer aufgebracht worden, sagte ein Sprecher der südkoreanischen Küstenwache. Die Behörde forderte den Norden auf, das Schiff und die Crew schnellstmöglich freizugeben.
Laut südkoreanischer Küstenwache wollte Nordkorea das Schiff in den Hafen von Songjin im Nordosten des Landes schleppen. Demnach war der Kutter vermutlich in der Nähe einer ausschließlich zu Nordkorea gehörenden Wirtschaftszone unterwegs. Es war zunächst unklar, ob der Besatzung aus vier Südkoreanern und drei Chinesen illegale Fischerei vorgeworfen wird. Die Küstenwache forderte den nördlichen Nachbarn auf, das Schiff unverzüglich freizulassen.
Schiff in Pohang ausgelaufen
Das südkoreanische Fernsehen berichtete unter Berufung auf einen Regierungsvertreter aus Seoul, das Schiff sei in oder nahe eines zu Russland und Nordkorea gehörenden Fischereigebiets unterwegs gewesen. Die 41 Tonnen schwere "Daeseung 55" war Anfang August aus ihrem Heimathafen in Pohang im Südosten von Südkorea ausgelaufen und sollte am 10. September dorthin zurückkehren, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete.
Der Vorfall wurde kurz vor dem Abschluss der bislang größten Militärübung Südkoreas bekannt. Das Militär des Landes hatte Mitte der Woche mit den Manövern zur Abwehr von U-Booten gestartet, an der noch bis Montag 29 Schiffe und 4500 Soldaten beteiligt sein sollen. Südkorea drohte dem nördlichen Nachbarn, es werde keine Provokationen während der fünftägigen Übungen dulden.
Physischer Gegenschlag?
Nordkorea hatte dennoch einen "starken physischen Gegenschlag" angedroht. Schon vor dem gemeinsamen Manöver der USA mit Südkorea hatte das Land mit einem "heiligen Krieg der Vergeltung" gedroht. Die gemeinsamen Manöver stoßen regelmäßig auf heftige Kritik Nordkoreas.
Nordkorea hatte vor etwa einem Jahr vier Crewmitglieder eines in seinen Gewässern aufgebrachten südkoreanischen Fischerbootes nach einem Monat freigelassen. Nordkorea hatte von einem Eindringen in seine Hoheitsgewässer gesprochen. Nach südkoreanischen Angaben war das Boot vermutlich wegen eines Fehlers im Navigationssystem in nordkoreanische Gewässer geraten.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa