"Angriff auf Recht der Frau" Norwegen verschärft Abtreibungsgesetz
14.06.2019, 13:33 Uhr
Schon seit Jahren finden Demonstrationen im Regierungsviertel Oslos für die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung statt.
(Foto: imago/Xinhua)
Eine Mehrheit hat in Oslo für eine Gesetzesänderung gestimmt. Demnach sollen Frauen künftig einen konkreten Grund nachweisen, weshalb sie eine Mehrlings-Schwangerschaft um einen Fötus reduzieren wollen. Arbeiterparteichef Støre sieht Parallelen zu den USA.
Im norwegischen Parlament hat sich eine Mehrheit für eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes ausgesprochen. Frauen, die Mehrlinge erwarten, müssen demnach einen Grund nachweisen, weshalb einer der Föten oder mehrere entfernt werden soll.
Dem Gesetzentwurf zufolge soll fortan ein Gremium über eine Abtreibung entscheiden. Bevor das neue Gesetz in Kraft tritt, muss das Parlament in einer zweiten Lesung allerdings nochmals darüber abstimmen. In Norwegen wird über Gesetze in der Regel zweimal votiert.
Die angepeilte Änderung des Abtreibungsparagraphen war ein Zugeständnis der liberal-konservativen Regierungsparteien an ihren neuen Koalitionspartner, die Christliche Volkspartei. Der ersten Abstimmung war eine heftige Diskussion im Parlament vorausgegangen.
Schritt in Richtung USA
Arbeiterparteichef Jonas Gahr Støre bezeichnete das Gesetzesvorhaben als einen Angriff auf das Recht der Frau auf eine selbstbestimmte Abtreibung. Der Zeitung "Dagbladet" sagte er, er fürchte, die Verschärfung sei nur ein erster Schritt auf dem Weg, den viele US-Bundesstaaten bereits gingen. Zuletzt hatten etwa Missouri und Alabama strikte Abtreibungsgesetze verabschiedet.
Im vergangenen Jahr hatten Tausende Frauen gegen die bekannt gewordenen Pläne der Regierung, das Abtreibungsrecht einzuschränken, demonstriert, berichtete die "taz". Bislang ist es in Norwegen erlaubt, bis zur zwölften Woche allein zu entscheiden, ob die Schwangerschaft abgebrochen werden soll. Bei einer Mehrlingsschwangerschaft kann ein Fötus auch nach der zwölften Schwangerschaftswoche abgetrieben werden, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Kind eine ernsthafte Erkrankung hat.
Quelle: ntv.de, joh/dpa