Politik

Begleitet von Bin-Laden-Botschaft Obama auf Nahost-Reise

US-Präsident Obama hat einen engen Zeitplan. Noch vor seinem Deutschlandbesuch will er in Kairo eine "Rede an die islamische Welt" halten und für einen Neubeginn der Beziehungen zur muslimischen Welt werben. Begleitet wird Obamas Nahost-Reise aber auch von Botschaften der Al-Kaida-Führung: Die Rede sei eine "PR-Aktion", meinen sie, Obama ein "Verbrecher".

Begleitet von Störversuchen der Terrororganisation Al Kaida hat die mit Spannung erwartete Nahost-Reise von US-Präsident Barack Obama begonnen. Obama, der ein neues Kapitel in den Beziehungen Amerikas zur islamischen Welt aufschlagen möchte, wurde in Riad vom saudischem König Abdullah begrüßt. Höhepunkt der vierten Auslandsreise Obamas seit seinem Amtsantritt soll die "Rede an die islamische Welt" sein, die er am Donnerstag in Kairo halten wird. Im Anschluss wird der US-Präsident nach Deutschland weiterreisen.

König Abdullah überreichte Obama als Geschenk eine goldene Kette, ...

König Abdullah überreichte Obama als Geschenk eine goldene Kette, ...

(Foto: dpa)

Obama betonte in Riad das "strategische Verhältnis" und "die lange Geschichte der Freundschaft zwischen den USA und Saudi-Arabien". Er würdigte den König als "weise und gütig". Nahost-Experten in Washington meinten, dass die von Obama erwartete neue Initiative zu einem Nahost-Frieden den Friedensplan Abdullahs aus dem Jahr 2002 zum Kern haben könnte. Dem Plan nach bietet die arabische Welt Israel einen Frieden und die volle Anerkennung an, falls sich Israel aus allen 1967 besetzten Gebieten zurückzieht.

Osama bin Laden meldet sich

Noch während der US-Präsident von Washington nach Riad flog, tauchte auf Islamisten-Websites eine Audio-Botschaft von Al-Kaida-Vize Eiman al-Sawahiri auf. Darin beschimpfte er Obama als "Verbrecher", der mit der Führung des "Folterstaates" Ägypten unter einer Decke stecke. Zudem heißt es: "Er ist nicht willkommen in Ägypten." Obamas geplante Rede in Kairo bezeichnete er als "PR-Aktion".

... nachdem er ihn persönlich am Flughafen abgeholt hatte.

... nachdem er ihn persönlich am Flughafen abgeholt hatte.

(Foto: AP)

Wenige Stunden später wurde dann auch noch eine Botschaft veröffentlicht, die Al-Kaida-Chef Osama bin Laden zugeschrieben wird. Dieser warf dem US-Präsidenten vor, er verfolge die gleiche verfehlte Politik wie sein Vorgänger George W. Bush. Bin Laden sagte in der vom arabischen Nachrichtensender Al Dschasira ausgestrahlten Tonaufnahme, Obama und seine Regierung hätten "neue Samen des Hasses" gesät. Der Terroristenführer verwies insbesondere auf die Situation in der pakistanischen Grenzregion Swat, wo die Landesarmee nach Druck aus den USA gegen die radikalislamischen Taliban kämpft.

Das Weiße Haus bezeichnete die jüngsten Botschaften von Al Kaida als billiges Ablenkungsmanöver. Es sei nicht überraschend, dass die Terrororganiation die Aufmerksamkeit "von den historischen Bemühungen des Präsidenten" ablenken möchte, "einen offenen Dialog mit der muslimischen Welt zu führen", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, in Riad.

"Angerichtetes Unheil" korrigieren

Der betagte König von Saudi-Arabien ließ es sich trotz Temperaturen um die 40 Grad nicht nehmen, Obama am Flughafen von Riad vor der Präsidentenmaschine Air Force One zu empfangen. Ihr anschließendes Gespräch drehte sich nach saudischen Angaben unter anderem um den Nahostkonflikt, das iranische Atomprogramm und die jüngste Achterbahnfahrt der Ölpreise. Die meisten saudischen Zeitungen titelten: "Herzlich Willkommen, Herr Präsident!" Die Kommentatoren drückten fast einhellig ihre Hoffnung aus, dass Obama die "Fehler" und das von seinem Amtsvorgänger Geroge W. Bush "angerichtete Unheil" korrigieren werde.

Obamas Rede an die Muslime an der Kairo-Universität soll "einen Dialog" initiieren, der die "großen Missverständnisse" zwischen dem Westen und der islamischen Welt beseitige, hatte Obama in einem Interview der BBC am Dienstag gesagt. "Letztlich werden es von jetzt an die Taten und nicht die Worte sein, die den Fortschritt bestimmen", fügte er hinzu.

Die Rede sowie die Übersetzungen in 13 Sprachen soll nach den Worten von Gibbs auf der Webseite des Weißen Hauses veröffentlicht werden. Gleichzeitig soll sie auch auf den sozialen Netzwerken wie Facebook, My Space und Twitter kommuniziert werden.

"Zeit der schönen Worte ist vorbei"

Kairo bereitet sich derweil auf Obamas Rede vor.

Kairo bereitet sich derweil auf Obamas Rede vor.

(Foto: dpa)

Erwartet werden in seiner weltweit übertragenen Rede eine deutliche Absage an den Gedanken, es könnte einen "Kampf der Kulturen" geben, sowie eine deutliche Distanzierung von der israelischen Siedlungspolitik. Arabische Kommentatoren hatten vorab gewarnt, die Zeit der schönen Worte sei nun vorbei. Die Araber erwarteten, dass Obama den Druck auf die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erhöhe. Dieser hat die Forderung des US-Präsidenten nach einem Ende der jüdischen Siedlungstätigkeit in den 1967 besetzten palästinensischen Gebieten abgelehnt.

Vor der Ansprache wird Obama mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zusammenkommen, der allerdings nach inoffiziellen Angaben der Rede nicht beiwohnen wird. Ägyptische Beobachter vermuten, dass der Präsident nicht im gleichen Saal sitzen will, da zu der Rede von der US-Botschaft auch Oppositionelle und Vertreter von Menschenrechtsorganisationen eingeladen worden waren.

Besuch in Dresden und Buchenwald

Im Anschluss an den Besuch in Kairo reist Obama weiter nach Dresden. Dort trifft er am Freitag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen, bevor er am Samstag in der Normandie an den Feiern zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg teilnehmen wird. Die Bundesregierung sieht in dem äußerst knappen Zeitrahmen des Besuchs keinen Affront. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm wies darauf hin, dass Obama mit seinem Aufenthalt in Dresden und Buchenwald innerhalb von nur neun Wochen schon zum zweiten Mal in Deutschland sei.

Außenpolitiker von SPD und FDP hielten hingegen Merkel vor, dass sich mit dem Amtsantritt Obamas im Vergleich zur Zeit von US-Präsident George W. Bush die Beziehungen verschlechtert hätten. Der SPD-Kanzlerkandidat und Außenminister Frank-Walter Steinmeier wird nicht an den politischen Gesprächen in der sächsischen Landeshauptstadt teilnehmen.

Nahost, Afghanistan, Pakistan, Iran, Nordkorea

Obama wird am späten Donnerstagabend in Dresden landen, aber keinen Termin mehr wahrnehmen. Merkel wird ihn dann am Freitagmorgen im historischen Grünen Gewölbe in Dresden empfangen. Beide wollten anschließend über Konfliktherde wie Nahost, Afghanistan, Pakistan sowie die Atomprogramme von Iran und Nordkorea sprechen. Außerdem gehe es um die Wirtschaftskrise, das geplante neue Klimaschutzabkommen nach Kyoto und das Verhältnis zu Russland, sagte Wilhelm.

Außerdem will Obama nun doch die Dresdner Frauenkirche besuchen. Obama wird im Anschluss an die gemeinsame Pressekonferenz zusammen mit Merkel das Gotteshaus besichtigen. Es ist Symbol für die Unsinnigkeit von Kriegen, aber auch für den Aufbauwillen.

Anschließend reist Obama nach Thüringen weiter, wo er gemeinsam mit Merkel das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald besichtigen wird. Am Nachmittag wird Obama in Landstuhl in der Pfalz ein amerikanisches Militärhospital besuchen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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