Treffen mit Präsident Karzai Obama besucht Afghanistan
01.05.2012, 21:33 Uhr
Das Abkommen soll die Zusammenarbeit bis zum Ende des Nato-Einsatzes 2014 regeln.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Symbolträchtiger könnte der Zeitpunkt kaum sein: Genau ein Jahr nach der Tötung des Terrorchefs Bin Laden durch ein US-Kommando fliegt Präsident Obama in einer Nacht- und Nebelaktion nach Afghanistan. Hier unterzeichnet er mit Präsident Karzai ein Abkommen. Später will sich Obama in einer großen TV-Ansprache an die amerikanische Bevölkerung wenden.

Obamas Konvoi fährt vom Flughafen zum Präsidentenpalast in Kabul.
(Foto: AP)
US-Präsident Barack Obama ist überraschend nach Afghanistan gereist. Obama und der afghanische Präsident Hamid Karzai unterzeichneten eine Vereinbarung. Nach Angaben des Weißen Hauses sieht das Abkommen die Möglichkeit vor, dass US-Truppen nach dem Abzug 2014 weiter afghanische Sicherheitskräfte ausbilden und Anhänger des Terrornetzwerks Al-Kaida in dem Land bekämpfen.
Die USA und Afghanistan hatten sich erst vor wenigen Tagen nach mehr als eineinhalb Jahren auf den Vertrag geeinigt - rund einen Monat vor dem Nato-Gipfel in Chicago, wo der Anti-Terror-Einsatz der internationalen Truppen zu den bestimmenden Themen zählen wird. Die Verhandlungen waren schwierig. Das Abkommen soll die Solidarität zwischen zwei Präsidenten zeigen, deren Beziehung in den vergangenen Jahren häufig von Missstimmungen gekennzeichnet war, hieß es in Berichten von Reportern aus Kabul.
Das Abkommen hatte ursprünglich bereits im vergangenen Herbst unterschriftsreif sein sollen. Zentrale Sicherheitsaspekte wurden nach Angaben aus der afghanischen Regierung ausgeklammert. Diese Punkte sollen innerhalb eines Jahres im Rahmen eines separaten Vertrages ausgehandelt werden. Schlüsselfragen wie die Nutzung von Militärbasen durch die USA seien zu kompliziert gewesen.
Kritik von Romney
Obama war erst kurz zuvor zu einem überraschenden Besuch in Afghanistan eingetroffen. Die Reise fand pünktlich zum Jahrestag der Tötung des Terroristenchefs Osama bin Laden durch ein US-Spezialkommando in Pakistan statt und war bis zuletzt strengstens geheim gehalten worden. Obamas dritter Besuch in dem Land seit seinem Amtsantritt 2009 findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Erste Berichte in afghanischen Medien über eine mögliche Ankunft Obamas waren noch Stunden zuvor vom Weißen Haus dementiert worden. Der US-Präsident wollte sich noch in der in einer Fernsehansprache an die amerikanische Bevölkerung wenden.
Obama sollte in Afghanistan auch mit US-Soldaten zusammentreffen, die in Bagram stationiert sind. Seinem Besuch wird einem halben Jahr vor der Präsidentenwahl, bei der er für eine zweite Amtszeit antritt, auch große symbolische Bedeutung eingeräumt.
Der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Mitt Romney, hat Obama unterdessen vorgeworfen, die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden durch ein US-Elitekommando für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. "Das ist eine große Enttäuschung durch den Präsidenten, dass er dies zum Gegenstand des politischen Schlagabtauschs macht, indem er suggeriert, ich hätte einen solchen Einsatz nicht angeordnet", sagte Romney dem Sender CBS. "Natürlich hätte ich dies getan, jeder Amerikaner hätte genau das selbe getan." Ungeachtet dessen sei die Tötung Bin Ladens durch US-Soldaten vor einem Jahr in Pakistan ohne Zweifel ein Erfolg des Präsidenten, räumte Romney ein. Dazu gratuliere er Obama und den beteiligten Sicherheitskräften auch.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP