Mehr Delegierte Obama überholt Clinton
13.02.2008, 06:40 UhrIm Rennen um die demokratische US-Präsidentschaftskandidatur wird Barack Obama immer erfolgreicher. Nach vier Siegen am vergangenen Wochenende schlug der 46-Jährige bei den Vorwahlen in den Bundesstaaten Virginia und Maryland seine Rivalin Hillary Clinton (60) und gewann auch die Kandidatenkür in der Bundeshauptstadt Washington klar.
Damit übernahm er bei den Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Spätsommer erstmals die Führung vor Clinton. Nach Wählerbefragungen konnte Obama in Virginia und Maryland fast alle Bevölkerungsgruppen für sich gewinnen, die sich in den bisherigen Vorwahlen bisher auf die Seite der früheren First Lady geschlagen hatten. Dazu gehören nach ersten Expertenanalysen auch die Frauen.
Huckabee chancenlos, McCain glanzlos
Im republikanischen Lager baute Senator McCain aus Arizona mit Siegen in Virginia, Maryland und der Hauptstadt Washington seine Führung weiter aus. Allerdings fiel sein Sieg über den ehemaligen Baptistenprediger und Exgouverneur Mike Huckabee in Virginia mit rund 50 zu 41 Prozent relativ knapp aus - ein Zeichen dafür, dass McCain bei der religiösen Rechten weiterhin wenig Rückhalt hat. Wegen der Fülle seiner Vorwahlsiege steht er aber praktisch schon als republikanischer Präsidentschaftsbewerber fest.
Obama gewann in Virginia nach Auszählung fast aller Wahlbezirke deutlich mit 64 zu 35 Prozent vor Clinton. In Maryland, wo die Wahllokale wegen Eisregens länger offen gehalten wurden, zeichnete sich ebenfalls für ihn ein großer Vorsprung ab (60 zu 37 Prozent nach Auszählung von 92 Prozent der Wahlbezirke). Im Stadtbezirk Washington erhielt Obama 75, Clinton nur 24 Prozent.
"Energie und Ressourcen ungeahnten Ausmaßes"
Der Senator aus Illinois geht auch als Favorit in die nächste Vorwahl am 19. Februar in Wisconsin und in Abstimmungen in Hawaii. Gewinnt er dort, hätte er zehn Kandidatenküren in Folge für sich entschieden, Clinton dagegen keine. Die New Yorker Senatorin hatte bereits zuvor klargemacht, dass sie ganz auf Vorwahl-Siege in den bevölkerungsreichen gewichtigen Staaten Texas und Ohio am 4. März setzt. Entsprechend hielt sie auch bereits in der texanischen Stadt El Paso eine Wahlkampfveranstaltung ab. Obama seinerseits sagte vor jubelnden Anhängern in Madison (Wisconsin): "Wir sind auf dem Weg." Die Dynamik werde nicht stoppen, "bevor wir einen Wandel in Washington sehen".
Texas, Ohio und Pennsylvania gelten allerdings als Hochburgen für Clinton - Texas wegen der Latinos, Ohio und Pennsylvania wegen der Arbeiter. "Die anstehenden Wahlen in Wisconsin, Texas, Ohio und Pennsylvania werden Energie und Ressourcen ungeahnten Ausmaßes verlangen", schreibt Obamas Wahlkampfchef in einer Mail an die Anhänger des Senators.
Größerer Zuspruch
Den ersten Analysen zufolge gewann Obama im Gegensatz zu früheren Vorwahlen in Virginia und Maryland fast ebenso viele Stimmen weißer Wähler wie Clinton. Er gewann zudem erstmals auch größeren Zuspruch der Frauen, älteren Bürger und Einkommensschwächeren als seine Konkurrentin: Alle diese Wählerschichten waren zuvor klar Clintons Domäne gewesen. Zudem erhielt Obama weiter mit großem Vorsprung vor Clinton die Unterstützung der Schwarzen und der Jüngeren. "Nun muss sich Hillary Clinton wirklich etwas einfallen lassen", sagte ein Kommentator des Senders Fox News.
Quelle: ntv.de