Kompetenzstreitigkeiten Obamas Spionagechef wirft hin
21.05.2010, 16:47 Uhr
Dennis Blair gibt zermürbt auf.
(Foto: AP)
Nach wachsender Kritik und Zerwürfnissen innerhalb der Regierung tritt der Koordinator der 16 US-Geheimdienstbehörden von seinem Amt zurück. Dennis Blair war seit etwas mehr als einem Jahr im Amt, wiederholte Anschlagsversuche haben ihn ins Zentrum der Kritik rücken lassen.
Der "Topspion" der USA, Dennis Blair, nimmt nach nur gut einem Jahr im Amt den Hut. Der Chef der 16 US-Geheimdienstbehörden erklärte überraschend seinen Rücktritt - nachdem ihm US-Präsident Barack Obama bedeutet hatte, dass er mit ihm nicht zufrieden sei, wie US-Medien berichteten. Weder Obama noch Blair selbst nannten Gründe. Aber wie es hieß, rumorte es schon seit einiger Zeit hinter den Kulissen. So lastete das Weiße Haus es Blair unter anderem an, dass es innerhalb von nur einem halben Jahr in den USA zu zwei Anschlagsversuchen kam, ohne dass die Geheimdienste darauf vorbereitet waren.
Als Hauptfavorit für die Nachfolge gilt James Clapper, ein pensionierter Luftwaffengeneral. Er ist derzeit der höchste Geheimdienstbeamte im Pentagon.
Blair war als Nationaler Geheimdienstdirektor, wie die Position offiziell heißt, Spitzenberater Obamas in Geheimdienstfragen. Das Amt war erst vor fünf Jahren geschaffen worden. Der Schritt war eine Konsequenz aus den Fehleinschätzungen der Geheimdienste, als es um die Frage ging, ob der Irak Massenvernichtungswaffen besitzt, und aus den Pannen vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001.
Blair überkreuz mit Panetta
Aufgabe des Geheimdienstdirektors ist es, die Arbeit aller Spionagebehörden zu koordinieren. Aber Blair hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach Frustration über einen Mangel an klaren Kompetenzen erkennen lassen. Wie es hieß, gab es insbesondere auch Rivalitäten und Animositäten mit dem CIA-Chef Leon Panetta, der Blair etwa das Recht streitig machte, hohe Geheimdienstposten im Ausland zu besetzen.
Erst jüngst waren die Spionagebehörden wieder in die Kritik geraten, als sie von dem vereitelten Bombenanschlag am New Yorker Times Square am Abend des 1. Mai offensichtlich überrascht wurden. Vor wenigen Tagen hatte ein Ausschuss des US-Senats außerdem Systemfehler der Dienste im Vorfeld des missglückten Anschlags auf ein US-Passagierflugzeug über Detroit am Weihnachtstag vergangenen Jahres festgestellt. Obwohl verschiedenen Geheimdiensten Hinweise vorlagen, hatte es ein junger Nigerianer mit einem in seiner Unterwäsche versteckten Sprengsatz in die Maschine geschafft.
Blair, ein Admiral im Ruhestand, war bereits der dritte Nationale Geheimdienstdirektor. Die verschiedenen US-Geheimdienste zu koordinieren und sie dazu zu bringen, Informationen auszutauschen, sei eine Herausforderung, gestand er einmal ein. Es gebe noch immer "bestehende institutionelle und technologische Hürden, die einen reibungslosen Informationsaustausch verhindern", sagte er nach dem Senatsbericht zum sogenannten Unterhosenbomber von Detroit.
Quelle: ntv.de, AFP