Politik

Vorurteile gegen Hartz-IV-Empfänger Oft sind es Irrtümer

Gern beantragt kaum jemand Hartz IV.

Gern beantragt kaum jemand Hartz IV.

(Foto: dpa)

Hartz-IV-Empfänger haben nicht nur mit ihrer Arbeitslosigkeit, sondern auch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen: Für träge und übertrieben anspruchsvoll halten sie viele Deutsche laut einer Umfrage. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache.

Die Mehrheit der Deutschen glaubt laut einer Umfrage, dass Hartz-IV-Empfänger faul, schlecht ausgebildet und bei der Arbeitssuche zu wählerisch sind. "Meist sind diese Vorurteile Irrtümer", sagte Heinrich Alt vom Vorstand der Bundesagentur für Arbeit in Berlin.

Zum ersten Mal hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Arbeitsagentur die Vorurteile über Empfänger der Grundsicherung untersucht. Demzufolge glauben 55 Prozent der Deutschen, dass Hartz-IV-Empfänger nicht selbst aktiv nach Arbeit suchen. Tatsächlich klopften aber 62 Prozent von ihnen bei Arbeitgebern an. 46 Prozent hatten in den letzten vier Wochen vor der Befragung bis zu fünf Mal direkt bei einem Betrieb nach Arbeit gefragt. 44 Prozent hatten eine oder mehrere Initiativbewerbungen verschickt und 9 Prozent selbst eine Stellenanzeige aufgegeben.

Entgegen der Annahme von 57 Prozent der Deutschen, Langzeitarbeitslose seien zu anspruchsvoll bei der Arbeitssuche, sagen 71 Prozent der Betroffenen, sie würden auch Arbeit annehmen für die sie überqualifiziert sind. 68 Prozent würden sogar Belastungen am Arbeitsplatz wie Lärm, Schmutz oder körperliche Anstrengung in Kauf nehmen. Ungünstige Arbeitszeiten stellen für 57 Prozent kein Hindernis dar.

Arbeit reicht oft nicht

Obwohl 55 Prozent der Deutschen glauben, Hartz-IV-Empfänger hätten nichts Sinnvolles zu tun, bedeutet Hartz IV zu beziehen, nicht, keine Arbeit zu haben. 26 Prozent der Menschen, die die Grundsicherung erhalten, sind erwerbstätig und stocken auf, das sie ihren Lebensunterhalt nicht allein durch ihre Arbeit finanzieren können. 27 Prozent betreuen ihre Kinder, 13 Prozent absolvieren eine Ausbildung, 8 Prozent pflegen ein Familienmitglied.

Ein weiteres Vorurteil ist, dass Hartz-IV-Empfänger schlecht qualifiziert sind, 73 Prozent der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger verfügen jedoch über einen Schulabschluss, 44 Prozent können sogar eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen.

Alt betonte, dass die Vorbehalte gegenüber Arbeitssuchenden die Vermittlung ins Berufsleben oft erheblich erschwere. Viele der Menschen in der Grundsicherung seien "Menschen mit Brüchen in der Erwerbsbiografie, mit Ecken und Kanten. Aber genau das kann sie auch interessant für Unternehmen machen." Der Großteil von ihnen sei hoch motiviert und verdiene eine zweite Chance.

Für die Studie hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Arbeitsagentur 1558 Menschen ab 16 Jahren zu ihren Vorurteilen über Hartz-IV-Empfänger befragt.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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