Politik

Nach verpfuschter Exekution Oklahoma setzt Hinrichtungen aus

Immer wieder gibt es in den USA Debatten über die Todesstrafe.

Immer wieder gibt es in den USA Debatten über die Todesstrafe.

(Foto: dpa)

In Oklahoma stirbt ein Todeskandidat qualvoll. Es hagelt Kritik - seitens Menschenrechtlern und auch des Weißen Hauses. Die Gouverneurin schiebt bis zur Klärung des Falles alle Exekutionen auf. Und es gibt neue Details zum Todestag des hingerichteten Häftlings.

Der lange und qualvolle Todeskampf eines 38 Jahre alten Häftlings im US-Bundesstaat Oklahoma hat die jahrzehntealte Debatte über Hinrichtungen in den USA neu angeheizt. Gouverneurin Mary Fallin setzte sämtliche Exekutionen in dem Südstaat aus, bis eine Untersuchung geklärt hat, was bei der Hinrichtung am Dienstagabend schiefging.

Todeskandidat Clayton Lockett war beim Spritzen eines Gifts eine Vene geplatzt. Er verzerrte sein Gesicht, wälzte sich umher und schnappte nach Luft, statt bewusstlos zu werden. Erst 43 Minuten später setzte nach einem Herzinfarkt der Tod ein.

In einem Brief an Fallin, die eine entschiedene Befürworterin der Todesstrafe ist, schrieb der Strafvollzugschef des Bundesstaates Oklahoma, Robert Patton, die Hinrichtungsprozeduren müssten vollständig überprüft werden. Er befürwortet außerdem eine "externe Untersuchung" der Umstände bei Locketts Hinrichtung.

Patton zeichnet in dem Brief den zeitlichen Ablauf der Hinrichtung nach. Er erwähnt, dass Lockett sich einen Tag zuvor den rechten Arm zerfetzte. Am Dienstagmorgen sei mit einer Elektroschockpistole auf ihn geschossen worden. Er sei gewaltsam aus seiner Zelle geholt und geröntgt worden. Die Giftspritze sei ihm in die Leiste verabreicht worden, da es an Armen und Beinen keine geeignete Stelle gegeben habe. Die Rechtsanwältin Madeline Cohen meinte dazu, das Gift sei nicht in Locketts Venen, sondern in sein Fleisch injiziert worden.

Washington kritisiert Hinrichtung

Das Weiße Haus kritisierte die Exekution als menschenunwürdig. Barack Obamas Sprecher Jay Carney sagte, selbst wenn die Todesstrafe in einigen Fällen angemessen sei, müsse sie auf humane Weise vollstreckt werden - das sei "grundlegender Standard" in den Vereinigten Staaten. "Ich denke, jeder würde anerkennen, dass dieser Fall hinter diesem Standard zurückblieb." Eine Untersuchung des Justizministeriums werde es aber vermutlich nicht geben. Obama glaube nach wie vor, dass die Todesstrafe bei einigen "abscheulichen" Straftaten angemessen sei.

"Ich glaube an den Rechtsweg", sagte auch Gouverneurin Fallin. "Und ich glaube, dass die Todesstrafe eine geeignete Strafe für diejenigen ist, die schreckliche Straftaten gegen ihre Mitmenschen begehen." Der Staat müsse aber sicherstellen, dass das Protokoll und die Abläufe funktionierten.

Die Untersuchung soll jetzt auch die genaue Todesursache Locketts klären. Ein Gerichtsmediziner entnahm dem Getöteten bereits Blut, auch ein unabhängiger Pathologe soll den Körper untersuchen. Eine Obduktion und toxikologische Tests sollen zeigen, welche Menge des Gifts in seinen Blutkreislauf geriet.

Giftcocktail bleibt geheim

In Oklahoma war nach der Panne eine für denselben Abend geplante zweite Hinrichtung ausgesetzt worden - der Mörder Charles Warner sollte dort ebenfalls per Giftspritze sterben. "Die vermasselte Hinrichtung in Oklahoma ist eine weitere traurige Erinnerung daran, wie kaputt unser System der Todesstrafe ist", teilte die Bürgerrechtsorganisation ACLU mit. Sie rief Ohios Gouverneur John Kasich dazu auf, die für den 28. Mai angesetzte Hinrichtung des wegen Mordes verurteilten Arthur Tyler zu stoppen. Denn auch in Ohio drohen Probleme mit den tödlichen Giftspritzen.

Bereits vor der Hinrichtung hatten die Anwälte des am Dienstag getöteten Lockett Auskunft über Herkunft und Zusammensetzung des Giftcocktails verlangt. Das Oberste Gericht des Bundesstaates verweigerte dies mit der Argumentation, die Hersteller der Mittel, die unter anderem zu Atemstillstand und Bewusstseinsverlust führen, müssten geschützt werden. Das Urteil hatte eine Kontroverse in dem Staat ausgelöst - zumal dasselbe Gericht nur einen Tag zuvor die Exekutionen vorübergehend gestoppt hatte - dann aber auf Druck von Gouverneurin Fallin seine Entscheidung revidierte, wie örtliche Medien berichteten. Auch das regionale Büro der ACLU verurteilte das Vorgehen und besonders die Geheimhaltung der Behörden über die eingesetzten Mittel. "Unser Bundesstaat hat sich vor der Nation und der Welt blamiert", hieß es in einer Mitteilung.

Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP

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