Politik

Mutmaßlicher Boston-Attentäter auf der Flucht Onkel fordert: "Stell dich"

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(Foto: AP)

In einer emotionalen Ansprache wendet sich ein Onkel der Terrorverdächtigen von Boston an seinen noch flüchtigen Neffen: "Wenn du am Leben bist, stelle dich", fordert er. Er spricht auch über seine eigene Einstellung zu den USA und bittet die Opfer des Anschlags um Vergebung. In Dagestan meldet sich derweil auch der Vater der mutmaßlichen Täter zu Wort.

Ein Onkel der mutmaßlichen Attentäter von Boston hat seinen noch lebenden Neffen aufgefordert, sich der Polizei zu stellen. "Wenn du am Leben bist, stelle dich und bitte die Opfer und die Verletzten um Vergebung", sagte Ruslan Zarni zahlreichen Reportern vor seinem Haus im US-Bundesstaat Maryland. "Ich respektiere dieses Land. Ich liebe dieses Land", fügte er über seine eigene Einstellung zu den USA hinzu und bat die Opfer des Anschlags auf den Boston-Marathon um Vergebung.

Die US-Behörden haben die Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew als Verdächtige identifiziert. Der 26 Jahre alte Tamerlan wurde in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in der Nähe von Boston festgenommen, nach Angaben einer Bostoner Klinik erlag er Schusswunden und wahrscheinlich auch Explosionsverletzungen. Der 19-jährige Dschochar ist auf der Flucht.

Mit diesem Bild sucht das FBI nach Dschochar Zarnajew.

Mit diesem Bild sucht das FBI nach Dschochar Zarnajew.

(Foto: AP)

"Wir sind Muslime, wir sind Tschetschenen", sagte der Onkel der beiden. Sollten seine Neffen die Tat begangen haben, dann hätten sie Schande über ihre Familie und über alle Tscheteschenen gebracht, da diese nun mit dem Anschlag in Verbindung gebracht würden. Teschtschenen seien friedliebende Menschen. Die Tat habe aber seiner Ansicht nach nichts mit Religion zu tun.

Nach Zarnis Angaben waren seine beiden Neffen vor etwa zehn Jahren in die USA immigriert. Er habe aber seit Jahren keinen Kontakt zu ihrer Seite der Familie. Seine Neffen habe er zuletzt gesehen, als sie noch Kinder gewesen seien. Was dazu geführt haben könnte, dass sie sich möglicherweise radikalisiert hätten, wisse er nicht. Sein Bruder habe aber nichts damit zu tun.

Vater beschreibt seinen Sohn als Engel

Zuvor hatte sich bereits der Vater der beiden Verdächtigen zu Wort gemeldet. Ansor Zarnajew beschrieb seinen jüngeren Sohn als klugen und begabten jungen Mann. In einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AP sagte er: "Mein Sohn ist ein wahrer Engel."

AP erreichte den Vater der beiden am Telefon in der Stadt Machatschkala, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan. "Dschochar studiert im zweiten Jahr Medizin in den USA. Er ist so ein intelligenter Junge. Wir dachten, er kommt in den Ferien her."

Die russische Teilrepublik Tschetschenien, neben Dagestan gelegen, wies unterdessen eine Verbindung zu den Terrorverdächtigen zurück. "Die Personen, die in Boston des Verbrechens beschuldigt werden, haben zu Tschetschenien keinerlei Beziehungen", sagte Alwi Karimow, der Sprecher von Republikchef Ramsan Kadyrow, der Agentur Interfax. Die in Boston genannten Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew hätten im Kindesalter Tschetschenien verlassen.

Nach den Erkenntnissen tschetschenischer Sicherheitsbehörden sei die Familie bereits vor Jahren aus Russland ausgereist und habe danach eine Zeitlang in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Kasachstan gelebt, sagte Karimow. Von dem Steppenstaat aus sei die Familie dann in die USA ausgewandert.

In Tschetscheniens Nachbarrepublik Dagestan bestätigte der Direktor der Schule Nummer eins in Machatschkala, Temurmagomed Dawydow, dass er die Brüder aus ihrer kurzen Zeit dort kenne. Die Flüchtlingsfamilie habe 2002 die Region verlassen, sagte Dawydow Interfax. Das dagestanische Innenministerium betonte, dass es keine Erkenntnisse über Straftaten der Familie gebe. Kremlchef Wladimir Putin hatte US-Präsident Barack Obama kurz nach dem Anschlag Hilfe bei der Aufklärung angeboten.

Beim Boston-Marathon waren am Montag zwei Bomben nahe der Ziellinie explodiert. Drei Menschen starben. Etwa 180 Menschen wurden verletzt.

Quelle: ntv.de, hah/hvo/dpa

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