Politik

Verletzte bei Unruhen in Libyen Opposition wittert Chance

Gaddafi ist für seine Allüren und Posen bekannt (Archivfoto).

Gaddafi ist für seine Allüren und Posen bekannt (Archivfoto).

(Foto: dpa)

Noch vor einem für Donnerstag angekündigten "Tag des Zorns" in allen libyschen Städten gibt es in dem arabischen Land erste Proteste und Unruhen. Die Polizei geht mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Hunderte Demonstranten in der Hafenstadt Bengasi vor.

Nach den Volksaufständen in Tunesien und Ägypten regt sich nun auch in Libyen Protest. In der Stadt Bengasi, wo viele Gegner von Staatschef Muammar al-Gaddafi leben, wurden bei Zusammenstößen zwischen Anti-Regierungs-Demonstranten, Polizisten und Gaddafi-Anhängern mindestens 38 Menschen verletzt. Die Sicherheitskräfte seien eingeschritten, um Zusammenstöße zwischen Anhängern Gaddafis und einzelnen "Saboteuren" zu beenden, berichtete die Zeitung "Kuryna", die dem Gaddafi-Sohn Seif el Islam nahesteht.

Im Internet wurden gleichzeitig Amateurvideos veröffentlicht, auf denen im Dunkeln Hunderte von Männern und Frauen zu sehen sind, die rufen: "Das Volk will den Sturz des Regimes und "Gaddafi raus, raus!". Aus regierungsnahen Kreisen hieß es, bei den Demonstranten habe es sich um "15 junge Menschen" gehandelt.

Tränengas und Wasserwerfer

Die oppositionelle libysche Internet-Zeitung "Libya al-Youm", die ihre Redaktion in London hat, schrieb, die Polizei habe Wasserwerfer eingesetzt, um die Demonstranten zu vertreiben. Es seien auch Steine geflogen, als sich Mitglieder der sogenannten Revolutionskomitees den Demonstranten entgegengestellt hätten. Auch der britische Rundfunksender BBC berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschossen.

Demonstranten zerstörten auf einem Platz ein großes Porträt von Oberst Gaddafi. "Der Druck der Straße ist groß, in Libyen wird es genauso ablaufen wie in Tunesien und Ägypten", sagte Abdulhamid Salim al-Haasi, ein Sprecher des libyschen Exil-Oppositionsbündnisses NCLO mit Sitz in London. Er rief die libysche Jugend auf, friedlich zu demonstrieren und nicht die direkte Konfrontation mit der Staatsmacht zu suchen.

Bestellte Claqueure bejubeln Gaddafi.

Bestellte Claqueure bejubeln Gaddafi.

(Foto: dpa)

Hintergrund des Protests war nach Angaben der Internet-Nachrichtenseite al-Manara die Festnahme eines Anwalts, dessen Freilassung die Demonstranten forderten. Der Internetseite Kurina zufolge wurde er auf Druck des Protests auf freien Fuß gesetzt, die Menge der Demonstranten wuchs aber dennoch immer weiter an. Die Demonstranten riefen demnach Parolen wie "Das Volk wird die Korruption beenden" und "Bengasi wach auf, dies ist der Tag, auf den du gewartet hast".

Nach der Auflösung der Demonstration versammelten sich in Benghasi, Tripolis und weiteren Städten hunderte Anhänger von Staatschef Gaddafi. Das libysche Fernsehen übertrug am frühen Morgen live, wie sie Fahnen und Fotos von Gaddafi schwenkten und den Revolutionsführer priesen.

Internet-Aufruf zum "Tag des Zorns"

Nach dem Vorbild anderer arabischer Staaten ist am Donnerstag in Libyen ein "Tag des Zorns" geplant, zu dem über das Internet-Netzwerk Facebook aufgerufen wird. Der dort gegründeten Gruppe mit dem Titel "Revolte des 17. Februar 2011" schlossen sich bis Mittwochnachmittag rund 9600 Menschen an. Die Kundgebungen sollen an die Ereignisse des 17. Februar 2006 erinnern. Damals war eine Demonstration gegen die Mohammed-Karikaturen in Bengasi in eine Protestaktion gegen die libysche Führung ausgeartet. Es gab Tote und Verletzte.

Die Europäische Union forderte Libyen auf, das Recht der Bevölkerung auf freie Meinungsäußerung zu gewährleisten. Die libyschen Behörden müssten den Protestierenden Gehör schenken und "jegliche Gewalt vermeiden", sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Die EU verfolge die Ereignisse in dem nordafrikanischen Staat aufmerksam.

In einer Petition hatten am Montag mehr als 200 im Exil lebende libysche Oppositionelle ein Recht auf Demonstrationsfreiheit und ein Ende der 40-jährigen Herrschaft Gaddafis gefordert.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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