24 tote Soldaten nach NATO-Luftangriff Pakistan empört, USA prüfen
27.11.2011, 07:18 Uhr
Pakistaner demonstrierten nach dem Luftangriff gegen die Präsenz der NATO im Land.
(Foto: AP)
24 pakistanische Soldaten kommen bei einem Luftangriff von NATO-Hubschraubern ums Leben. Pakistan stellt seine Beziehungen zum Militärbündnis auf den Prüfstand und fordert die USA auf, einen Luftwaffenstützpunkt zu räumen. Die NATO will den Fall untersuchen. Die USA hoffen auf Gespräche mit der Führung in Islamabad.
Nach dem Luftangriff auf pakistanische Soldaten im Grenzgebiet zu Afghanistan haben US-Außenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Leon Panetta der pakistanischen Regierung ihr "tiefstes Beileid" ausgesprochen. Die beiden Minister hätten ihre "volle Unterstützung" für eine "sofortige Untersuchung" des Vorfalls durch die NATO zugesichert, hieß es in einer Erklärung. Nach dem Tod von 24 pakistanischen Soldaten nach dem Beschuss durch Hubschrauber stellte Pakistan seine gesamte Zusammenarbeit mit den USA und der NATO auf den Prüfstand gestellt.
Wie der Sender CNN unter Berufung auf eine Stellungnahme der pakistanischen Regierung vom Samstagabend berichtete, sollen die USA die Flugbasis in Shamsi im Südwesten des Landes innerhalb von 15 Tagen räumen. Von dort starten auch US-Drohnen.
Clinton, der US-Kommandeur in Afghanistan, General John Allen, und Generalstabschef Martin Dempsey riefen indes ihre Kollegen in Pakistan auf, gemeinsam über die Lage zu beraten. Die NATO erklärte in einer ersten Stellungnahme, der Angriff sei "höchstwahrscheinlich" von NATO-Hubschraubern ausgegangen. Der pakistanische Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani ließ nach einer Sondersitzung mit Regierungs- und Militärvertretern mitteilen, dass alle "diplomatischen, politischen, militärischen und geheimdienstlichen" Programme, Aktivitäten und Absprachen mit den USA und der NATO überprüft werden sollten.
NATO will Vorfall untersuchen
Der betroffene Stützpunkt liegt in einem Gebiet nahe der Grenze zu , das die Taliban als Rückzugsraum nutzen. Es handelt sich um den tödlichsten Vorfall dieser Art auf pakistanischer Seite seit dem Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan vor zehn Jahren.
Die Internationale Schutztruppe in Afghanistan ISAF bestätigte den Vorfall, machte aber keine Angaben zum Ablauf und zu möglichen Opfern. "Wir wissen, dass es einen Vorfall im Grenzgebiet gegeben hat", sagte ISAF-Sprecher Brian Badura. Der Befehlshaber der NATO-Truppen in Afghanistan, US-General John Allen, versprach eine Untersuchung. "Dieser Vorfall hat meine höchste persönliche Aufmerksamkeit und meine Verpflichtung zu einer genauen Untersuchung, um die Fakten zu klären", sagte Allen.
"Wahlloser Beschuss"
Von Seiten des pakistanischen Militärs hieß es, es habe sich um einen "unprovozierten und wahllosen Beschuss" gehandelt, bei dem es Opfer gegeben habe. Die Regierung der Nachbarprovinz Khyber Pakhtunkhwa nannte die Attacke über die Staatsgrenze zwischen Afghanistan und Pakistan hinweg "inakzeptabel und nicht zu tolerieren". Ein NATO-Sprecher in Kabul erklärte, der Allianz sei ein Vorfall bekannt, der gegenwärtig untersucht werde.
Nach dem Angriff stoppte die pakistanische Regierung die Nachschublieferungen für die NATO nach Afghanistan. Die Beziehungen zwischen den Regierungen in Islamabad und Washington sind seit der Tötung des Al-Kaida-Chefs in Pakistan besonders angespannt. Die USA fliegen immer wieder auf Aufständische im Nordwesten Pakistans.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP