Politik

Nato-Abzug aus Afghanistan Pakistan öffnet Nachschubwege

Mit der Entscheidung aus Islamabad haben auch die Fahrer der Tanklaster in Karachi bald wieder etwas zu tun.

Mit der Entscheidung aus Islamabad haben auch die Fahrer der Tanklaster in Karachi bald wieder etwas zu tun.

(Foto: AP)

Bei einem Nato-Angriff im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet verlieren im vergangenen November 24 pakistanische Soldaten ihr Leben. Die Attacke läutet eine Eiszeit zwischen Islamabad und den USA ein, das Land versperrt die Durchfahrt für Nato-Nachschubfahrzeuge. Nun ist der Streit beigelegt und die für den bald beginnenden Abzug wichtigen Strecken wieder frei.

Nach dem Streit mit den USA öffnet Pakistan wieder die Nachschubwege für Nato-Truppen in Afghanistan. Im Gegenzug musste sich US-Außenministerin Hillary Clinton für einen Nato-Luftangriff im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet entschuldigen, bei dem im November 24 pakistanische Soldaten getötet worden waren. Clinton gab die pakistanische Entscheidung nach einem Telefongespräch mit ihrem Amtskollegen Hina Rabbani Khar bekannt.

Der Schritt bedeutet zugleich Aufatmen für die Bundeswehr. Beim bis Ende 2014 geplanten Nato-Abzug aus Afghanistan dürften die meisten Konvois nunmehr über die Ostroute via Pakistan führen. Andernfalls wäre der Abzug größtenteils über die Nordroute gelaufen - und die in Nordafghanistan stationierte Bundeswehr hätte die Operation sichern müssen. Zudem wären höhere Kosten durch mehr teure Lufttransporte entstanden. "Von einem Baum runterzuklettern ist komplizierter, als auf einen Baum raufzuklettern", sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière bei einem Überraschungsbesuch am Hindukusch.

Klärendes Telefonat

Die Regierung in Islamabad äußerte sich offiziell zunächst nicht. Das Kabinett werde eine entsprechende Empfehlung des Verteidigungskomitees verabschieden, sagte jedoch ein Regierungsbeamter. Das Einlenken Pakistans und die Entschuldigung der USA gelten zugleich als erster Schritt, die Beziehungen beider Länder zu verbessern, die spätestens nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden im Mai vergangenen Jahres in eine tiefe Krise geraten waren.

"Ich habe erneut unser tiefstes Bedauern für das tragische Ereignis in Salala im vergangenen November bekräftigt", teilte Clinton in einer schriftlichen Erklärung nach dem Telefongespräch mit. Amerika respektiere die Souveränität Pakistans, fügte sie hinzu. Beide Seiten wollten zusammenarbeiten, um solche Zwischenfälle künftig zu vermeiden.

Zugleich bekräftigten beide Länder die Notwendigkeit eines gemeinsamen Kampfes gegen den Terrorismus. "Der Außenminister und ich haben daran erinnert, dass unsere Truppen - Pakistaner und Amerikaner - sich in einem Kampf gegen einen gemeinsamen Feind befinden", hieß es in der Clinton-Erklärung.

Transitgebühr wird zumindest verringert

Hinter den Kulissen werfen die USA der Regierung in Islamabad immer wieder vor, nicht entschlossen genug gegen islamistische Extremisten im eigenen Land vorzugehen. Washington argwöhnt vor allem, der pakistanische Geheimdienst unterhalte Kontakte zu Extremisten und Terroristen. Auch gehe Pakistan nicht energisch genug gegen Taliban-Kämpfer im Grenzgebiet zu Afghanistan vor. Auf der anderen Seite ist die pakistanische Regierung über die ständigen Angriffe unbemannter US-Drohnen auf Verstecke mutmaßlicher Islamisten auf pakistanischem Gebiet verärgert.

"Dies ist ein deutlicher Beweis für Pakistans Unterstützung für ein sicheres, friedliches und wohlhabendes Afghanistan", meinte Clinton. Islambad habe zugesagt, für die Passagen keine Transitgebühr zu erheben. Dagegen sagte Außenamtssprecherin Victoria Nuland, man müsse auch weiterhin 250 Dollar (198 Euro) pro Lastwagen zahlen - nicht aber 5000 Dollar (3965 Euro), wie die pakistanische Regierung zeitweise verlangt habe. Waffen und Munition würden - wie es bereits derzeit Praxis sei - ausschließlich für die afghanischen Streitkräfte transportiert, hieß es weiter.

Die pakistanischen Taliban kündigten unterdessen an, die NATO-Konvois attackieren und die Fahrer der Lastwagen töten zu wollen. "Wir werden keinen Lastwagen passieren lassen", sagte ein Taliban-Sprecher.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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