Afghanistan-Konferenz Pakistan sagt Teilnahme ab
29.11.2011, 11:47 Uhr
Tägliche Proteste gegen die USA in Pakistan.
(Foto: REUTERS)
Nach dem tödlichen NATO-Angriff auf pakistanische Soldaten bleibt die Regierung in Islamabad der internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn fern. Pakistan wirft der NATO vor, 24 pakistanische Soldaten im Grenzgebiet zu Afghanistan getötet zu haben. Kanzlerin Merkel ruft dazu auf, die Entscheidung noch einmal zu überdenken.
Aus Protest gegen den NATO-Angriff von zwei pakistanischen Militärposten will Pakistan die Afghanistan-Konferenz in Bonn boykottieren. Das pakistanische Kabinett habe beschlossen, nicht an dem Treffen am kommenden Montag teilzunehmen, sagte ein Vertreter der pakistanischen Regierung.
Nach Angaben des pakistanischen Regierungsvertreters traf das Kabinett seine Entscheidung bei einer Sondersitzung. Es habe Einigkeit geherrscht, dass es sich bei dem NATO-Angriff um eine "einseitige inakzeptable Operation" gehandelt habe. Islamabad wirft der NATO vor, am Samstag bei einem Luftangriff auf zwei Militärstützpunkte im Grenzgebiet zu Afghanistan 24 pakistanische Soldaten getötet zu haben.
Seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan vor rund zehn Jahren starben in Pakistan noch nie mehr Menschen bei vergleichbaren Vorfällen mit NATO-Beteiligung. Pakistans Regierung verurteilte die Attacke und kündigte eine Überprüfung ihrer Zusammenarbeit mit der NATO und den USA an. Wichtige Nachschublieferungen aus Pakistan an die NATO-geführten ISAF-Truppen in Afghanistan wurden ausgesetzt.
Merkel hofft auf Umdenken
Bundeskanzlerin Angela Merkel bedauerte die Absage Pakistans für die Konferenz. Sie sei "sehr betrübt, dass heute diese Absage kam", sagte sie nach einem Gespräch mit dem jordanischen König Abdullah II. in Berlin. Die Bundesregierung wolle jedoch prüfen, "ob das noch revidiert werden kann". Bei der Konferenz soll es um die Zukunft Afghanistans nach dem Rückzug der NATO-Kampftruppen aus dem Land im Jahr 2014 gehen.
Sie verstehe die Sorge Pakistans nach dem tödlichen NATO-Luftangriff vom Samstag, sagte Merkel. "Aber das sollte doch nicht den Blick dafür versperren, dass diese Afghanistan-Konferenz eine sehr, sehr wichtige Konferenz ist", fügte sie hinzu. Abdullah sagte, Jordanien habe eine "starke Beziehung zu Pakistan". Er hoffe, dass sich die Verantwortlichen in Islamabad bezüglich der Absage "noch einmal besinnen".
USA kündigen Untersuchung an
Die US-Armee kündigte indes an, dass eine Untersuchungskommission unter Leitung des Generals Stephen Clark aus Florida bis zum 23. Dezember einen Bericht zu dem Angriff auf den Armeestützpunkt vorlegen solle. Ein Sprecher von US-Präsident Barack Obama hatte die Attacke am Montag als "Tragödie" bezeichnet und für eine weitere enge Zusammenarbeit zwischen seinem Land und Pakistan geworben.
EU-Außenministerium Catherine Ashton erklärte am Dienstag bereits vor dem Bekanntwerden der Entscheidung über den Boykott der Bonner Konferenz, Pakistans könne "eine entscheidende Rolle bei der Lösung des afghanischen Konflikts spielen". Ein Sprecher des afghanischen Außenministeriums rief Islamabad nach der Entscheidung ebenfalls zur Teilnahme an dem Treffen auf. "Wir hoffen, dass unsere pakistanischen Brüder dabei sein werden", sagte er.
Quelle: ntv.de, AFP