Messerangriffe auf Israelis Palästinenser setzen tödliche Attacken fort
10.11.2014, 22:05 Uhr
Die Bewegung Islamischer Dschihad erklärte, der Angreifer sei ein Mitglied dieser Organisation gewesen.
(Foto: REUTERS)
Die Anschlagsserie in Nahost reißt nicht ab. Eine israelische Frau wird im Westjordanland erstochen. Vorher hatte ein Palästinenser in Tel Aviv einen Soldaten lebensgefährlich verletzt. Die israelische Polizei bereitet sich auf einen neuen Aufstand der Palästinenser vor.
Palästinensische Angreifer haben binnen weniger Stunden zwei Messerangriffe auf Israelis verübt. Eine junge Israelin wurde getötet, als ein Palästinenser im südlichen Westjordanland auf Wartende an einer Haltestelle einstach. Zuvor hatte ein israelischer Soldat lebensgefährliche Verletzungen erlitten, als ein Palästinenser ihn an einer Bahnstation in Tel Aviv mit einem Messer angriff.
Der erste Vorfall ereignete sich nahe dem Hagana-Bahnhof im Süden der Küstenmetropole. Der 18-jährige Angreifer stamme aus Nablus im nördlichen Westjordanland und halte sich ohne Aufenthaltsgenehmigung in Israel auf, teilte ein israelischer Polizeisprecher mit. Der Verletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht und dort notoperiert. In Nablus hieß es, der Angreifer sei Hamas-Mitglied. Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Organisation bekannte sich jedoch nicht zu dem Anschlag. In einer Hamas-Stellungnahme hieß es nur: "Akte des Widerstandes von Menschen im Westjordanland oder in Ostjerusalem sind eine normale Reaktion auf die Verbrechen Israels".
Wachmann stoppt Attentäter
Bei dem zweiten Anschlag im südlichen Westjordanland wurden eine israelische Frau getötet und zwei israelische Männer verletzt. Zunächst hatte es geheißen, das Opfer sei ein 14-jähriges Mädchen. Ein israelischer Polizeisprecher sagte, der palästinensische Angreifer sei aus einem Auto ausgestiegen und habe auf Menschen eingestochen, die an einer Schnellstraße an einer Haltestelle standen. Daraufhin habe der Wachmann der nahe gelegenen Siedlung Alon Schvut auf ihn geschossen und schwer verletzt. Zu diesem Anschlag bekannte sich die palästinensische Extremistengruppe Islamischer Dschihad (Heiliger islamischer Krieg), dessen Mitglied der Täter war.
Der Vorfall ereignete sich an demselben Ort, an dem im Juni drei israelische Jugendliche entführt und später ermordet worden waren. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, Terror kenne keine Grenzen. Er sagte nach Medienberichten zudem: "Jenen, die gegen den Staat Israel und für den Palästinenserstaat demonstrieren, sagte ich einfach: Geht dorthin, in das Gebiet der Palästinenserbehörde (Westjordanland) oder nach Gaza."
Die USA und die Europäische Union haben die tödlichen Messerattacken verurteilt. Die Sprecherin des US-Außenministeriums Jen Psaki sagte, es sei absolut entscheidend, dass alle Seiten jede mögliche Maßnahme zum Schutz von Zivilisten ergriffen und die Lage entschärften. Die EU sprach von "schrecklichen Terrortaten". Man sei tief besorgt über die augenblickliche Situation, die sich mangels einer politischen Perspektive weiter verschlechtern könne. Die politischen Führer wurden von der EU zu verantwortlichem Handeln und zu einer schnellen Deeskalation der Spannungen aufgerufen.
Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft
Schon vor dem Anschlag waren die Sicherheitskräfte aus Furcht vor neuen Unruhen in Israel und den Palästinensergebieten in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. In den vergangenen Wochen hatten Palästinenser dreimal mit Autos Passanten gerammt. Bei Unruhen im Norden Israels töteten israelische Polizisten in der Nacht zum Samstag einen 22-jährigen israelischen Araber. Der rechtsorientierte Wirtschaftsminister Naftali Bennett rief zu einer härteren Bestrafung palästinensischer Angreifer auf. Er bezeichnete Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als "Terroristen im Anzug" und forderte, Israel müsse ihn dementsprechnd behandeln.
Vor der Küste von Gaza verletzte die israelische Marine nach palästinensischen Berichten zwei Fischer und zerstörte ihr Boot. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, es handele sich um ein Schmugglerboot, das auf dem Rückweg aus Ägypten gewesen sei. Die Insassen hätten auf Aufrufe zum Anhalten nicht reagiert. Der jüngste Gaza-Krieg, der 50 Tage dauerte, war im August mit einer von Ägypten vermittelten Waffenruhe zu Ende gegangen. Teil der Vereinbarung war eine Ausweitung der Fischereizone von drei auf sechs Seemeilen. Seit Ende des Gaza-Kriegs ist es vor der Küste mehrfach zu ähnlichen Vorfällen gekommen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa