"Eine große Chance vertan" Papst bremst Ökumene aus
05.11.2011, 14:36 UhrFortschritte bei der gemeinsamen Kirchenarbeit von Protestanten und Katholiken wird es wohl so schnell nicht geben, meint der Catholica-Beauftragte der evangelischen Kirche, Bischof Weber. Leider habe der Papst bei seinem Deutschland-Besuch die Chance vertan, die Ökumene zu stärken. Stattdessen habe er versucht, die Konfessionen gegeneinander auszuspielen.

Benedikt hätte mehr auf die Ökumene eingehen sollen, bedauern die Protestanten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die evangelische Kirche rechnet nicht mit schnellen Fortschritten bei der Zusammenarbeit mit den Katholiken. Die sei eine "vertane Chance sowohl für die Ökumene als auch für die innerkatholische Debatte" gewesen, sagte der Catholica-Beauftragte der evangelischen Kirche, Braunschweigs Bischof Friedrich Weber, in Magdeburg. Der Papst habe drängende Fragen der Kirche und der Ökumene in Deutschland schlicht nicht angesprochen. "Schnelle und spektakuläre Durchbrüche sind auch in naher Zukunft nicht zu erwarten."
In Magdeburg tagen noch bis Mittwoch die Spitzengremien der evangelischen Kirche in Deutschland.
Der Vizepräsident der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bayerns Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein, hatte "mit dem Papstbesuch die Hoffnung verbunden, dass der Papst die katholische Kirche etwas evangelischer macht". Stattdessen habe dieser aber fast provozierend die Ökumene mit der orthodoxen Kirche in den Mittelpunkt gestellt.
Weber mahnte bei der Suche nach einem differenzierten Konsens der beiden großen Kirchen zur Geduld. Dabei dürfe man nicht wie der Papst die jeweils andere Konfession unter den Verdacht stellen, den Glauben verdünnen zu wollen. Eine Annahme des Papstes als oberster Vertreter aller Christen durch die evangelische Kirche sei theologisch nur bei einer Anerkennung des Protestantismus als gleichberechtigte Kirche durch die Katholiken möglich, sagte Bischof Weber. "Allerdings ist es bis dahin noch ein weiter Weg."
Der Catholica-Beauftragte ermunterte stattdessen zu praktischen Schritten in der Ökumene wie etwa gemeinsame von Laien geleitete Wort-Gottes-Feiern oder die Schaffung des geplanten ökumenischen Taufformulars.
Quelle: ntv.de, dpa