OECD-Berechnung für 2050 Pflegekosten verdoppeln sich
18.05.2011, 11:48 Uhr
Gut einer von zehn Erwachsenen in der OECD unterstützt pflegebedürftige Angehörige oder Freunde.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Die Kosten für die Pflege älterer Menschen könnten sich aktuellen Berechnungen zufolge in Deutschland bis 2050 mehr als verdoppeln. In der Bundesrepublik ist in diesem Zeitraum mit einem Anstieg der Pflegekosten von derzeit 1,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf bis zu 2,7 Prozent zu rechnen, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei der Vorstellung einer Studie zur Langzeitpflege in Berlin mitteilte. Schon heute ist demnach in Deutschland gut jeder dreißigste Mensch auf dauerhafte Pflege im Alter angewiesen.
Der Untersuchung zufolge führen steigende Lebenserwartung, nachlassende familiäre Bindungen und eine stärkere Berufstätigkeit von Frauen dazu, dass Pflegekapazitäten in den kommenden Jahrzehnten knapp werden könnten. Besonders kritisch werde es demnach für Deutschland, von dessen Bewohnern im Jahr 2050 knapp 15 Prozent älter sein werden als 80 Jahre.
Zwei Drittel der Helfer sind weiblich
Die OECD-Experten raten daher zu einer stärkeren Unterstützung von Menschen, die ihre Angehörigen oder Freunde pflegen. Gut einer von zehn Erwachsenen in der OECD unterstütze pflegebedürftige Angehörige oder Freunde, knapp zwei Drittel dieser Helfer seien weiblich. In den meisten Fällen erfolge die Hilfe unbezahlt und für weniger als zehn Stunden pro Woche. In Südeuropa, Polen oder Korea aber erbrächten freiwillige Pfleger oft mehr als 20 Wochenstunden.
Schätzungen zufolge habe sich der Gegenwert der unentgeltlichen Altenpflege in den USA 2007 auf etwa 375 Milliarden US-Dollar (264 Millionen Euro) belaufen. Wenn der Staat solche Arrangements also fördere, helfe er den Bedürftigen, die oft lieber von Nahestehenden versorgt würden, und auch seinen eigenen Finanzen, heißt es in der Studie.
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
Finanzielle Anreize für freiwillige Pfleger sollten der Studie zufolge allerdings vorsichtig eingesetzt werden, damit sie die Helfer nicht zur Aufgabe ihrer ursprünglichen Arbeit für eine weitgehend ungeregelte Tätigkeit verleiten. Mindestens ebenso wichtig wie finanzielle Unterstützung sei eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Dazu gehörten flexible Arbeitszeiten oder ein Recht auf Pflegezeit. Auch bräuchten die Helfer aus der Familie oft psychologische Beratung oder auch Weiterbildungen.
Zudem plädieren die OECD-Experten nachdrücklich dafür, den Beruf des Altenpflegers attraktiver zu machen. So kämen bereits heute in Deutschland auf 100 über 80-Jährige nur etwa elf Vollzeit-Altenpfleger. Dieses Verhältnis werde sich drastisch verschlechtern, wenn nicht mehr Menschen für den Beruf gewonnen werden können.
Quelle: ntv.de, AFP