"Lösegeld nicht überzogen" Piraten jammern über Unkosten
22.11.2008, 10:01 UhrDie somalischen Piraten haben sich einer Zeitung zufolge über die horrenden Kosten beschwert, die mit der Entführung des saudi-arabischen Supertankers verbunden gewesen seien.
Die Verschleppung der "Sirius Star" habe 500.000 Dollar verschlungen, sagte ein gewisser Dschamii Adam der arabischen Zeitung "Asharq al-Awsat". Der Betrag sei für Gehälter und Hinweise ausgegeben worden. Daher sei das geforderte Lösegeld auch keineswegs überzogen. Wie viel die Piraten für die Rückgabe des Öl-Tankers verlangen, verriet er nicht.
Laut CNN wurden in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 150 Millionen Dollar an Piraten am Horn von Afrika gezahlt. Diese Zahl habe der kenianische Außenminister Moses Wetangula genannt. Derzeit seien 17 Schiffe in der Gewalt von Piraten, so der Sender.
In einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP forderten die Kidnapper ein Lösegeld in Höhe von 25 Millionen Dollar und setzten den Saudi-Arabern dafür eine Frist von zehn Tagen. Der vor ihrer Hochburg Haradhere an der somalischen Küste ankernde Supertanker hat Öl im Wert von 100 Millionen Dollar an Bord. Harardhere liegt etwa 300 Kilometer nördlich der somalischen Hauptstadt Mogadischu in der halbautonomen Region Puntland.
Hunderte Kämpfer in Piratennest
Laut AFP haben die Kidnapper der "Sirius Star" in Harardhere Verstärkung durch rund hundert bewaffnete Kämpfer erhalten. Wie Einwohner der kleinen Hafenstadt der Nachrichtenagentur telefonisch berichteten, befinden sich einige der zusätzlichen Kämpfer innerhalb der Stadt, andere halten sich in einem nahe gelegenen Dorf bereit. Einige Milizionäre sowie Angehörige der islamistischen Schebab-Rebellen spekulierten zudem auf einen Anteil am Lösegeld, hieß es.
Anderen Berichten zufolgen sollen islamistische Kämpfer in Harardhere eingedrungen sein, um gegen die Seeräuber vorzugehen. Die Aufständischen seien empört darüber, dass das Schiff eines muslimischen Bruderlandes überfallen worden sei, hieß es.
Schiff freigelassen
Unterdessen ließen somalische Piraten ein im September gekapertes Schiff frei. Die MV Genious, mit einer 19-köpfigen Mannschaft an Bord, sei auf dem Weg in sichere Gewässer, sagte Andrew Mwangura vom Ost-Afrikanischen Verband der Seefahrer. Seiner Ansicht nach wurde Lösegeld gezahlt.
Bundesregierung entscheidet im Dezember
Die Bundeswehr steht vor ihrem ersten großen internationalen Einsatz gegen Piraten vor der Küste Somalias. Komplizierte Rechtsfragen zu den Befugnissen der Soldaten innerhalb der geplanten EU-Mission seien aber noch offen - die zuständigen Bundesministerien bemühten sich intensiv um Klärung, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Politiker von SPD und FDP sehen dagegen gar keinen Regelungsbedarf, da ein Anti-Piraten-Einsatz bereits rechtlich gedeckt sei.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) forderte eine "internationale Lösung". Die internationale Gemeinschaft brauche dafür einen klaren Operationsplan, sagte Jung nach einem Gespräch mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York. "Ich würde mir wünschen, dass wir auch eine internationale Lösung finden, um dieser Herausforderung wirkungsvoll entgegentreten zu können."
Das Bundeskabinett wird nach Stegs Angaben am 3. oder am 10. Dezember über die Beteiligung der deutschen Marine an der Bekämpfung der Piraterie entscheiden. Der Bundestag könnte dann noch vor Weihnachten darüber beschließen. Die Europäische Union (EU) startet die Mission am 8. Dezember mit fünf bis sieben Schiffen sowie Aufklärungsflugzeugen.
Quelle: ntv.de