Westen appelliert an Nordkorea Pjöngjang macht Rakete startklar
10.04.2012, 10:01 Uhr
Nordkorea will die Rakete zu Ehren des 100. Geburtstags des Staatsgründers Kim Il Sung starten.
(Foto: REUTERS)
Nervös beobachtet die Welt, wie Nordkorea einen Satelliten auf eine Langstreckenrakete montiert, die in den kommenden Tage starten soll. Beobachter werten die Aktion als Vorbereitung auf einen dritten Atomtest. An weitere Gespräche über Pjöngjangs Nuklearprogramm ist derzeit nicht zu denken.
Nordkorea treibt die Vorbereitungen für den umstrittenen Start einer Langstreckenrakete voran. In Kürze solle der für den Abschuss ins All vorgesehene Beobachtungssatellit auf der Rakete installiert werden, sagte Ryu Kum Chol von der nordkoreanischen Raumfahrtbehörde vor ausländischen Journalisten in Pjöngjang. Für den Flug ins All sei ein "sicherer Weg" ausgewählt worden, ergänzte er. Die Langstreckenrakete vom Typ Unha-3 sei im Notfall aber auch in der Lage, sich selbst zu zerstören.
Der Satellit soll anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung zwischen Donnerstag und Montag in den Weltraum geschossen werden. Mehrere westliche Regierungen sehen dahinter einen unzulässigen Raketentest für das nordkoreanische Nuklearprogramm und sehen darin Anzeichen für einen dritten Atomtest. Nordkorea hatte jeweils wenige Monate vor den Atomtests im Oktober 2006 und Mai 2009 Langstreckenraketen getestet.
Unter Berufung auf Geheimdienstkreise meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap, Vorbereitungen für einen Atomtest seien auf Satellitenaufnahmen zu erkennen. Ein Tunnel für den Test werde in der nordöstlichen Stadt Punggye Ri angelegt, neben den Schächten für die Versuche der Jahre 2006 und 2009.
USA: "Tut das nicht"
Nach Ansicht des Nachbarlandes Russland ignoriert Nordkorea mit dem Raketenstart eine entsprechende UN-Resolution. Moskau sei über Pjöngjangs Entschluss besorgt, teilte das Außenministerium nach Angaben der Agentur Interfax mit. "Wir hoffen, dass diese schwierige Situation mit politischen und diplomatischen Mitteln gelöst werden kann", hieß es in der Stellungnahme.
Auch die USA forderten Pjöngjang zum Verzicht auf weitere Raketen- oder Atomtests auf. "Unsere Position bleibt: Tut das nicht", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. Ein Raketenstart wäre "höchst provokativ" und würde "eine Bedrohung für die regionale Sicherheit" darstellen. Ein dritter Atomtest "wäre genauso schlimm, wenn nicht gar schlimmer". Sie rief China als vermeintlich Verbündeten des weitgehend abgeschotteten Landes auf, mehr Einfluss auf die Führung in Pjöngjang auszuüben, um eine "Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel" zu erreichen.
Hoffnung auf Atomgespräche schwindet
Nordkorea hatte am Wochenende in einem ungewöhnlichen Schritt der Öffentlichkeit eine die Langstreckenrakete vorgestellt, mit der der Wettersatelliten ins All gebracht werden soll. Die USA und Südkorea befürchten allerdings, dass es sich um den verkappten Test einer ballistischen Rakete handelt. Die Unha-3 kann angeblich Alaska und damit das US-Festland erreichen. Die Regierung in Tokio hat die Luftabwehr des Landes in Alarmbereitschaft versetzt, um die nordkoreanische Rakete notfalls abschießen zu können. Vorgesehen ist der Start zwischen dem 12. und dem 16. April.
Nordkorea hatte im Februar einen Stopp seiner Atomtests, der Uran-Anreicherung und der Starts von Langstreckenraketen angekündigt. Im Gegenzug sollte das verarmte Land Lebensmittel erhalten. Die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der seit drei Jahren ausgesetzten Verhandlungen wurde jedoch durch Nordkoreas Ankündigung des Raketenstarts zunichte gemacht.
Quelle: ntv.de, jog/AFP/rts/dpa