Verdachtsmomente gegen Althusmann Plagiatsvorwurf bleibt bestehen
27.07.2011, 10:56 Uhr
Unter Druck: Althusmann spricht nur von handwerklichen Fehlern. Den Vorsatz bestreitet er.
(Foto: dpa)
Die Dissertation von Niedersachsens Kultusminister Althusmann wird einer genauen Prüfung unterzogen. In einer Voruntersuchung kommt die Uni Potsdam zu dem Schluss, dass Plagiatsvorwürfe nicht hinreichend ausgeräumt werden konnten.
Die Uni Potsdam wird die Doktorarbeit von Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) wegen der Plagiatsvorwürfe einer genauen Überprüfung unterziehen. Bei einer ersten Untersuchung sei der zuständige Dekan zu dem Schluss gekommen, "dass die Verdachtsmomente nicht hinreichend ausgeräumt werden konnten", teilte die Hochschule mit.
Die Dissertation des amtierenden Präsidenten der Kultusministerkonferenz werde daher von einer Kommission zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens genauer unter die Lupe genommen. Althusmann hatte bislang "mögliche handwerkliche Fehler" in seiner Arbeit eingeräumt, eine bewusste Täuschung jedoch weit von sich gewiesen.
Politische Zukunft in Gefahr
Für Althusmann geht es um seine politische Zukunft. Ein Rücktritt sei spätestens dann unvermeidlich, wenn der Doktortitel aberkannt würde, betonen Parteifreunde in Berlin und Hannover hinter vorgehaltener Hand.
Sollte der Dekan nach der Auswertung der Stellungnahme zu dem Schluss kommen, dass Althusmann gegen wissenschaftliche Standards verstoßen oder gar geschummelt hat, würde im nächsten Schritt der Promotionsausschuss über die mögliche Aberkennung des Doktortitels entscheiden.
Althusmann: Rücktrittsforderungen "unredlich"
Althusmann ist seit gut einem Jahr Kultusminister in Niedersachsen und turnusgemäß Präsident der Kultusministerkonferenz. Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), hatte Althusmann aufgefordert, sein Amt als KMK-Präsident ruhen zu lassen. Allein schon der Verdacht, dass der oberste politische Repräsentant der Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Länder es bei seiner Arbeit mit der wissenschaftlichen Präzision nicht so genau genommen hat, schade dem Ansehen des Bildungsstandortes Deutschland.
Althus reagierte mit den Worten, vor einer wissenschaftlichen Überprüfung der Vorwürfe seinen Rücktritt zu fordern, sei "schlicht unredlich". Laut einer Analyse, die die Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlicht hatte, gibt es "Hinweise" darauf, dass Althusmann auf 88 von 114 Seiten seiner Dissertation fremdes geistiges Eigentum verwendet hat, "ohne dies in der notwendigen Weise deutlich zu machen".
Koch-Mehrin klagt
Als erste von Plagiatsvorwürfen betroffene Politikerin geht die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin (FDP) gegen den Entzug ihres Doktortitels vor. Sie hat gegen die Entscheidung des Promotionsausschusses der Universität Heidelberg Widerspruch eingelegt. Die Hochschule beschäftigt sich nun ein weiteres Mal mit den Plagiatsvorwürfen und entscheidet dann erneut über den Entzug des Doktortitels. Sollte es dabei bleiben, kann Koch-Mehrin vor dem Verwaltungsgericht klagen.
Zuerst war Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) der Doktortitel aberkannt worden, weil er zahlreiche von anderen Autoren übernommene Passagen nicht gekennzeichnet hatte. Dann gerieten weitere Politiker unter Plagiatsverdacht. Auch der FDP-Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis verlor seinen Doktortitel von der Universität Bonn. An der Universität Bonn wird die Doktorarbeit von FDP-Mitglied Margarita Mathiopoulos unter die Lupe genommen.
Quelle: ntv.de, hdr/dpa/AFP