Politik

Krise an den Finanzmärkten Politiker werden nervös

An den Märkten macht sich Angst breit.

An den Märkten macht sich Angst breit.

(Foto: dpa)

Die Finanzmärkte sind im freien Fall. Der frühere IWF-Chefökonom Rogoff spricht von einem Ereignis, das es nur alle 75 Jahre gibt und erwartet weitere Abstürze. Der Harvard-Professor geht davon aus, dass "Deutschland für andere Euro-Staaten geradestehen wird". In Deutschland selbst werden die Politiker zunehmend nervös und fordern Sondersitzungen.

Merkel hat am Montag ihren Urlaub planmäßig beendet und ist wieder nach Berlin zurückgekehrt.

Merkel hat am Montag ihren Urlaub planmäßig beendet und ist wieder nach Berlin zurückgekehrt.

(Foto: dpa)

Die Koalitionsparteien werden zunehmen nervös in Bezug auf die Politik in der Euro-Krise. Der Chef der Jungen Union, Philipp Mißfelder, forderte in der "Bild"-Zeitung erneut einen Sonderparteitag der CDU zur Euro-Rettung. "Die Partei hat ein Recht darauf, an so folgeschweren Entscheidungen beteiligt zu werden", sagte Mißfelder dem Blatt. "Wenn Italien auch noch unter den Euro-Rettungsschirm kommt und Europa endgültig zu einer Transferunion wird, werde ich auf der nächsten Sitzung des CDU-Präsidiums am 22. August einen Sonderparteitag zur Euro-Krise fordern", fügte er hinzu.

Kritik am Krisenmanagement kam auch vom sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU). "Wir dürfen nicht länger eine Ad-Hoc-Maßnahme nach der anderen treffen, ohne dass dadurch der Kern des Problems gelöst wird", sagte Tillich der "Leipziger Volkszeitung". Um den Euro zu retten, müssten die hochverschuldeten Länder einen konsequenten Sparkurs durchsetzen. "Er ist die Grundlage für die Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten."

FDP-Generalsekretär Christian Lindner verteidigte jedoch das Vorgehen der Politik. "Die Regierungen haben den Schlüssel zur Bewältigung der Situation in der Hand", sagte er dem "Handelsblatt". Er wandte sich ausdrücklich gegen Forderungen nach Sonderparteitagen oder Sondersitzungen des Bundestages. "Blinder Aktionismus wäre ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Das Vertrauen an den Märkten wächst nicht durch weitere Sitzungen und Parteitage, sondern nur durch richtiges Handeln", sagte er. Am Vortag hatte auch SPD-Chef eine Sondersitzung des Bundestages abgelehnt. Dies würde das Vertrauen in die Märkte untergraben, so Gabriel.

US-Ökonom: Deutschland wird zahlen müssen

Kenneth Rogoff erwartet eine Inflation von vier bis sechs Prozent.

Kenneth Rogoff erwartet eine Inflation von vier bis sechs Prozent.

(Foto: dpa)

Die derzeitige Krise bezeichnete frühere IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff als "große Kontraktion". Ein solches Ereignis gebe es nur alle 75 Jahre. "Ich wäre nicht überrascht, wenn die Märkte weiter abstürzen würden", sagte der 58-Jährige. Die europäischen Staats- und Regierungschefs hätten wie die Mehrzahl der Wall-Street-Analysten gedacht, dass man die Rezession einfach aussitzen könne. Dies sei ein großer Fehler gewesen.

"Nun muss man erst einmal zugeben, dass die angehäuften Schulden niemals komplett zurückgezahlt werden können", sagte der derzeit an der Harvard-Universität lehrende Wirtschaftsprofessor in der französischen Tageszeitung "Libération". "Ich schließe nicht aus, dass einige Länder gezwungen sein werden, die Eurozone zu verlassen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden." Um den Euro zu erhalten, werde zudem vor allem Deutschland für die Schulden der anderen Mitgliedstaaten einstehen müssen - im schlimmsten Fall auch für Frankreich. Dann könne berechtigterweise auch die Rating-Bestnote "AAA" in Gefahr sein.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen