Proteste in Bahrain Polizei erschießt Demonstranten
15.02.2011, 15:35 Uhr
Polizisten gehen mit Knüppeln gegen einen Mann vor.
(Foto: dpa)
Ermutigt von den politischen Umwälzungen in Tunesien und Ägypten gehen auch in Bahrain regierungskritische Menschen auf die Straße. Die Polizei reagiert mit Waffengewalt, an zwei aufeinander folgenden Tagen tötet sie jeweils einen Mann. Ein religiöser Riss geht durch die Gesellschaft.
Nach dem Tod zweier Demonstranten im Golfstaat Bahrain haben sich Proteste gegen die Regierung ins Zentrum der Hauptstadt Manama verlagert. Rund 4000 Menschen aus dem Vorort Daih zogen zum Lulu-Platz in der Stadtmitte, berichteten Augenzeugen.
Sicherheitskräfte hatten wenige Stunden zuvor in der Vorstadt Daih in einen Trauerzug geschossen und einen 31-Jährigen getötet. Rund 4000 Trauergäste hatten am Begräbnis eines Mannes teilgenommen, der am Vortag bei Unruhen in Daih von Polizisten mit einem Kopfschuss getötet worden war. Mindestens 20 weitere Menschen waren verletzt worden.
Boykott des Parlaments
In Manama schritt die Ordnungsmacht am Dienstag jedoch nicht gegen die Demonstranten ein. Diese skandierten Parolen und forderten umfassende Reformen. Vorbeifahrende Autofahrer betätigten die Hupe zum Zeichen der Solidarität mit den Demonstranten.
Die oppositionelle Wifak-Gesellschaft, die 18 von 40 Abgeordneten stellt, setzte als Reaktion auf die tödliche Gewalt gegen die Demonstranten die Mitarbeit im Parlament aus. Die schiitisch-religiöse Partei gab namentlich nicht genannten hohen Regierungsvertretern die Schuld am Tod der beiden Demonstranten.
Konfessionelle Brüche
Am Montag hatten in Daih Proteste gegen die Regierung in Zusammenstößen von Demonstranten und Sicherheitskräften geendet. Nach den erfolgreichen Anti-Regime-Protesten in Tunesien und Ägypten hatten Oppositionelle in dem Golfstaat über das Internet zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen. Daraufhin wurde in mehreren Orten gegen die Staatsführung demonstriert.
Die Proteste in Bahrain reflektieren auch konfessionelle Bruchlinien. Das arabische Königreich wird von einer sunnitischen Herrscherfamilie regiert, obwohl schiitische Muslime die Bevölkerungsmehrheit stellen. Mehrere politische Gruppierungen der Schiiten unterstützten den Protestaufruf, den Unbekannte im Internet verbreitet hatten.
Quelle: ntv.de, dpa