Politik

Pfefferspray und Wasserwerfer Polizei löst Kölner Pegida-Demo auf

Ausnahmezustand in der Kölner Innenstadt: Rechtsextreme Hooligans und Islamkritiker ziehen unter dem Motto "Pegida schützt" durch die Straßen. Kurz nach dem Start fliegen Flaschen und Böller. Mit Wasserwerfern und Pfefferspray gehen die Beamten dazwischen.

Die Polizei hat eine Demonstration von Pegida-Anhängern und Rechtsextremisten in Köln aufgelöst. Aus der Menge seien immer wieder Flaschen und Böller auf die Beamten geworfen worden, erklärte eine Polizeisprecherin. Daraufhin drohte die Polizei über Lautsprecher mit dem Einsatz von Wasserwerfern und setzte diese schließlich auch ein.

Bei den Auseinandersetzungen sei ein Journalist verletzt worden, sagte die Sprecherin. Augenzeugen berichteten von weiteren Verletzten, die unter anderem Schnittwunden im Gesicht gehabt hätten. Vereinzelt soll es zu Handgemengen zwischen Polizisten und Demonstrationsteilnehmern gekommen sein. Die Beamten setzten dabei auch Pfefferspray ein. Mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen.

Aufgerufen zu der Demonstration hatte "Pegida NRW". Nach Polizeiangaben bestand die Hälfte der geschätzt 1700 Teilnehmer aus Mitgliedern der gewaltbereiten Hooliganszene. Gegen die Kundgebung demonstrierten nach Polizeiangaben 1300 Mitglieder eines linken Bündnisses. Beide Gruppen standen sich in aufgeheizter Stimmung in der Innenstadt gegenüber. Landes- und Bundespolizei setzen zusammen deutlich mehr als 2000 Beamte ein.

0c6d14762ac2e623181704deb6e926b5.jpg

"Rapefugees not welcome": Mit Flaschen und Böllern gegen Polizeibeamte.

(Foto: REUTERS)

In Lautsprecherdurchsagen drohte die Polizei zeitweise auch mit dem Einsatz von Schlagstöcken. Pegida-Anhänger hatten sich zuvor auf dem Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof versammelt, um gemeinsam mit NPD-Sympathisanten und den angereisten Hooligans gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Von dort wollten die Demonstranten über eine vorab festgelegte Strecke durch die Kölner Innenstadt ziehen. Die Gegendemonstranten empfingen Hooligans und Pegida-Anhänger mit schrillen Pfiffen.

Die Polizei sprach bereits zu Beginn der Veranstaltung von einer "aggressiven und aufgeheizten Stimmung". Teilnehmer der Pegida-Kundgebung trugen Plakate mit Parolen wie "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa) oder "Rapefugees not welcome", eine Wortkonstruktion aus den englischen Bezeichnungen für Vergewaltigung und Flüchtling. Mehrere Männer waren anhand von Tätowierungen als Anhänger der rechten Szene zu erkennen. Viele Pegida-Anhänger skandierten Losungen wie "Lügenpresse". Die Kundgebung der islamfeindlichen Gruppierungen stand unter dem Motto "Pegida schützt".

Die Protestaktion verstand sich als Reaktion auf die Ereignisse aus der Silvesternacht, als am Kölner Hauptbahnhof zahlreiche Frauen belästigt oder bestohlen wurden. Den Ermittlungen der Bundespolizei zufolge sind die meisten bisher ermittelten Verdächtigen Asylbewerber. Wegen des Skandals musste der Kölner Polizeipräsident sein Amt aufgeben. Zudem lösten die Vorfälle und ihre Aufarbeitung eine bundesweite Debatte über die Einwanderungs- und Integrationspolitik aus.

Unter den Teilnehmern seien auch eine Reihe polizeibekannter Hooligans, hatte eine Sprecherin der Bundespolizei am frühen Nachmittag erklärt. Rund 450 Teilnehmer der von "Pegida NRW" angemeldeten Kundgebung seien mit Zügen aus dem Ruhrgebiet angereist und von Beamten begleitet worden. "Die Stimmung ist sehr aufgeheizt", hieß es bei der Bundespolizei bereits vor Beginn der Veranstaltung.

Wasserwerfer in den Nebenstraßen

Angesichts mehrerer angekündigter Gegendemonstrationen wollten die Kölner Behörden kein Risiko eingehen: Um etwaige Zusammenstöße zu verhindern, war die Polizei mit einem Großaufgebot in der Kölner Innenstadt im Einsatz. Im Oktober 2014 war es in Köln bei einer Hogesa-Kundgebung zu schweren Ausschreitungen gekommen.Diesmal standen zahlreiche Hundertschaften vor Ort bereit.

Ein Sprecher der Kölner Polizei sprach bereits am frühen Nachmittag von einer "aggressiven Grundstimmung". In den Nebenstraßen rund um Dom und Hauptbahnhof standen sicherheitshalber zusätzliche Einsatzwagen, Wasserwerfer, Hundestaffeln sowie berittene Polizeieinheiten bereit.

An der Gegenveranstaltung des Bündnisses "Köln gegen Rechts" beteiligten sich auch zahlreiche Anhänger der linken Antifa-Bewegung. Den rechten Demonstranten standen damit zeitweise rund 1300 Gegendemonstranten gegenüber, hieß es. "Es ist unsere Aufgabe, die beiden Lager zu trennen", sagte ein Polizeisprecher. Insgesamt herrsche zurzeit "eine sehr hohe Emotionslage" wegen der Vorfälle an Silvester.

Direkt am Kölner Dom fanden sich rund auch 1000 Frauen zu einer spontanen Kundgebung ein. Sie forderten mit Blick auf die Silvesternacht mehr Sicherheit für Frauen und ein härteres Durchgreifen der Polizei.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen