Politik

Ukrainischer Kniefall Polizisten bitten um Verzeihung

In Lviv bitten Sicherheitskräfte um Vergebung.

In Lviv bitten Sicherheitskräfte um Vergebung.

(Foto: REUTERS)

In der Ukraine hat sich das Blatt radikal gewendet: Der gestürzte Präsident Janukowitsch ist auf der Flucht, die ehemalige Opposition übernimmt die Macht. Derweil entschließen sich Sicherheitskräfte im westukrainischen Lviv zu einer außergewöhnlichen Geste.

Was vor einigen Wochen noch undenkbar war, ist nun Wirklichkeit: In Lviv, dem früheren Lemberg, baten Polizisten am Rande einer Demonstration von Gegnern des nun gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch auf Knien um Verzeihung, da sie an der versuchten Niederschlagung der Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew teilgenommen hatten.

Bei den Auseinandersetzungen mit  Regierungsgegnern waren vergangene Woche dutzende Menschen getötet worden - viele von ihnen durch gezielte Schüsse. Laut "Kyiv Post" kamen die meisten Toten vom Maidan aus dem Westen des Landes.

Auch aus der 760.000 Einwohner zählenden Stadt Lviv waren Tausende nach Kiew gereist, um sich an den Protesten gegen Janukowitsch zu beteiligen. Am 19. Februar hatte sich die Stadt vom Regierungschef für unabhängig erklärt - drei Tage später wurde er seines Amtes enthoben und floh.

Die Sicherheitskräfte in Lviv betonten, sie hätten weder auf Demonstranten geschossen noch auf sie eingeprügelt. Medienberichten zufolge sind in den letzten Tagen viele Polizisten aus Lemberg geflohen. Doch einige entschieden sich, in einer eindringlichen Geste um Vergebung zu bitten.

Haftbefehl erlassen

Derweil will das ukrainische Parlament den gestürzten Präsidenten vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen. Der Vorwurf: Er habe Gewalt gegen Demonstranten angeordnet. "Wir rufen den IStGH auf, die Verantwortlichen für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu ermitteln (...) und Viktor Janukowitsch und andere Verantwortliche zu verfolgen, die kriminelle Befehle gaben oder ausführten", hieß es in einer Parlamentsresolution.

Janukowitsch war am Samstag nach wochenlangen blutigen Protesten vom Parlament abgesetzt worden, sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt. Der neue Interimsinnenminister Arsen Awakow leitete Ermittlungen gegen Janukowitsch wegen "Massenmords" ein und erließ einen Haftbefehl gegen den flüchtigen früheren Staatschef.

Quelle: ntv.de, jga

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