Präsident verspricht Panzer Poroschenko zeigt Präsenz in Mariupol
08.09.2014, 15:11 Uhr
Der Besuch Petro Poroschenkos ist nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen möglich.
(Foto: REUTERS)
Offiziell herrscht Waffenruhe in der Ostukraine, doch in Mariupol fallen noch immer Schüsse. Präsident Poroschenko besucht nun überraschend die Hafenstadt - und spricht von Panzern, Raktenwerfern und einer "vernichtenden Niederlage" des Feindes.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko ist zu einem überraschenden Besuch in der Hafenstadt Mariupol im Konfliktgebiet Ostukraine eingetroffen. Dabei sicherte er den Bewohnern der Stadt seine Unterstützung zu: "Dies ist unser ukrainisches Land und wir werden es niemandem überlassen", twitterte er bei seiner Ankunft. Zudem teilte er mit, er habe militärische Verstärkung in Form von Panzern und Raketenwerfern angeordnet. Außerdem werde der Luftraum überwacht. "Der Feind wird eine vernichtende Niederlage erleiden", verkündete er.
Mariupol ist eine strategisch wichtige Stadt am Asowschen Meer und war am Freitag kurz vor der Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten ins Zentrum der Kämpfe gerückt. Das ukrainische Militär hatte seine Stellungen verstärkt, als moskautreue Kämpfer mit gepanzerten Fahrzeugen auf die Stadt vorrückten.
Die geschlossene Waffenruhe ist weiter brüchig. In Donezk und Mariupol waren erneut vereinzelt Schüsse und Explosionen zu hören, wie Bewohner berichteten. Trotz vereinzelter Verstöße beteuern Kiew und die moskautreuen Separatisten, sich an die Waffenruhe zu halten. Militärexperten zufolge könnten vereinzelte Provokationen aber von regierungsnahen Freiwilligenbataillonen und Freischärlern in Reihen der Aufständischen kommen.
Der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk sagte, er sehe keine andere Möglichkeit als die Verhängung des Ausnahmezustands, sollte die Feuerpause scheitern. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Poroschenko machten sich in einem Telefonat für eine unabhängige Überwachung der Feuerpause in der Ostukraine stark.
Poroschenkos Zukunft hängt an Zugeständnissen
Die Separatisten ließen unterdessen wie vereinbart weitere Regierungskämpfer aus der Gefangenschaft frei. Ein vollständiger Gefangenenaustausch ist für diesen Mittwoch geplant. Bei künftigen Verhandlungen mit Kiew zielen die Separatisten weiter auf einen Sonderstatus ihres Gebiets mit mehr Unabhängigkeitsrechten. Von einer vollständigen Rückkehr der selbst erklärten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk in die Ukraine sei keine Rede, sagte Separatistenführer Andrej Purgin russischen Agenturen zufolge.
Ein Sonderstatus für die Ostukraine ist für die Führung in Kiew nach Einschätzung der Bundesregierung ein "heikler Punkt", der auch für Poroschenko selbst gefährlich werden könnte. Sollte es dazu kommen, könne dies als Eingeständnis einer Niederlage gewertet werden, sagte der Russland-Beauftragte Gernot Erler dem NDR.
Seit dem Beginn der Kämpfe in der Ostukraine im April wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 3000 Menschen getötet. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, rief die Ukraine, die Aufständischen und Russland auf, alles für den Schutz von Zivilisten im Konfliktgebiet zu tun.
Quelle: ntv.de, jog/dpa