Politik

Zehntausende noch auf Straße Proteste gegen Rente flauen ab

Die Rentenreform Sarkozys ist abgenommen. Es wird dennoch weiter gestreikt, fraglich ist nur die Beteiligung.

Die Rentenreform Sarkozys ist abgenommen. Es wird dennoch weiter gestreikt, fraglich ist nur die Beteiligung.

(Foto: AP)

Auch nach der endgültigen Verabschiedung der umstrittenen Rentenreform in Frankreich lassen die Gewerkschaften nicht locker: Ein neuer, landesweiter Streik- und Protesttag hat begonnen, es gehen aber deutlich weniger Menschen auf die Straße.

Dem Protest gegen die Rentenreform in Frankreich geht offenbar langsam die Kraft aus. Einen Tag nach der Verabschiedung des Gesetzes im Parlament kam es zwar erneut zu Behinderungen im Bahn- und Flugverkehr. Bei Demonstrationen wurden aber nach offiziellen Angaben deutlich weniger Menschen gezählt als in den vergangenen Wochen. Ein Gewerkschafter sprach von Ermüdung.

Wegen eines eintägigen Fluglotsenstreikes wurden von und nach Frankreich zwischen 30 und 50 Prozent der Verbindungen gestrichen. Im Bahnverkehr fiel auf manchen Strecken ebenfalls die Hälfte der Züge aus. Im Energiebereich wirkten sich die Proteste noch am stärksten aus, obwohl in mehreren Raffinerien die Streiks beendet und Blockaden vor Treibstoff-Lagern aufgelöst worden sind. Dennoch war nach Angaben des französischen Erdölindustrie-Verbandes Ufip noch jede fünfte Tankstelle ohne Treibstoff. Die Schülerproteste der vergangenen Woche waren wegen der derzeitigen Schulferien in Frankreich bereits weitgehend zum Erliegen gekommen.

Weniger Demonstranten

Der neue Aktionstag wurde als wichtiger Stimmungstest für die weitere Beteiligung der Franzosen an den Protesten gewertet. Der Chef der Gewerkschaft CGT, Bernard Thibault, räumte ein, dass die Beteiligung unter der vorangegangener Streiktage liege. Sie sei aber immer noch beachtlich. "Das ist sicher das erste Mal, dass wir am Tag nach der Verabschiedung eines Gesetzes so große Demonstrationen haben", sagte Thibault noch vor Beginn der zentralen Kundgebung in Paris. Dort versammelten sich laut einer ersten Polizeischätzung aber lediglich 13.000 Menschen. Beim Aktionstag am 19. Oktober waren es noch 60.000 Demonstranten gewesen. Bis zum Mittag zählte das Innenministerium knapp 200.000 Demonstranten in ganz Frankreich, weniger als die Hälfte als vor zehn Tagen.

In Toulouse gingen zumindest wieder Tausende auf die Straße.

In Toulouse gingen zumindest wieder Tausende auf die Straße.

(Foto: REUTERS)

Die Rentenreform der Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy sieht unter anderem vor, das Pensionsalter von 60 auf mindestens 62 anzuheben. Viele Arbeitnehmer, die die vollen Rentenbezüge haben möchten, müssen künftig bis 67 statt 65 arbeiten. Gegen die Reform gibt es seit Wochen Proteste und Streiks. In der Nationalversammlung hatten am Mittwoch 336 Abgeordnete für die Reform und 233 dagegen gestimmt.

Gewerkschaften geben nicht auf

"Die Unterstützung der Franzosen nimmt ab", sagte ein Meinungsforscher der Zeitung "Le Parisien". Nach jüngsten Zahlen sympathisieren nur noch 65 Prozent der Franzosen mit der Protestbewegung, vor einer Woche waren es noch 71 Prozent. Die Gewerkschaften hoffen dennoch, das Inkrafttreten des Gesetzes noch verhindern zu können. Sarkozy will diesen Schritt voraussichtlich Mitte November verkünden.

Für den 6. November haben die Gewerkschaften erneut zu landesweiten Protesten aufgerufen. "Wir werden den Druck aufrechterhalten", kündigte Jean-Claude Mailly von der Gewerkschaft Force Ouvrière an.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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