"Weg zum Verfall der Nation" Putin will Rap in Russland "lenken"
16.12.2018, 22:13 Uhr
Mann am Klavier: Rap ist Putins Musikgeschmack offenbar nicht vereinbar.
(Foto: REUTERS)
Seit Wochen werden Rapper in Russland bei Konzerten schikaniert und von der Polizei behindert. Nun erklärt der Präsident, warum ihm die Jugendkultur Sorgen bereitet: Es geht dabei um "Sex, Drogen und Protest". Wobei der Protest nicht das Schlimmste ist aus Putins Sicht.
Russlands Präsident Wladimir Putin rügt Rapmusik wegen einer Verherrlichung von Drogen. Verbote nützten aber nichts, sagte er auf einer kulturpolitischen Versammlung in St. Petersburg. "Wenn man etwas nicht stoppen kann, muss man sich an die Spitze setzen und entsprechend lenken", sagte er der Agentur Interfax zufolge. Nähere Vorschläge dazu machte der Kremlchef nicht. Rap und andere Formen der Popkultur beruhten auf drei Dingen: "Sex, Drogen und Protest", sagte der Präsident. "Davon beunruhigen uns natürlich Drogen am meisten." Sie seien der "Weg zu einem Verfall der Nation". Selbst wenn andere Länder in dieser Frage nachlässig seien, "müssen wir hier nachdenken, wie man so vorgeht, dass es nicht so weit kommt".
Rapmusiker und andere Künstler in Russland müssen befürchten, dass mit Putins Äußerungen Schikanen und Verbote wieder zunehmen könnten. Im November hatten Polizei und Geheimdienst zahlreiche Rap-Konzerte kontrolliert und teilweise unterbunden. Songtexte und Videos wurden auf angeblichen Extremismus untersucht. Das populäre Moskauer Gothic-Rap-Duo Ic3peak konnte auf einer Russland-Tour kein Konzert spielen, ohne behindert zu werden. "Wir sind geradezu ein Supersymbol geworden", sagte Sängerin Anastassija Kressilina im Interview mit Mediasona.
Im November hatte der Rapper Husky zwölf Tage Arrest absitzen müssen, weil er nach der Absage eines Konzerts in Krasnodar improvisiert auf einem Autodach aufgetreten war. Als Protest spielten bekannte Künstler in Moskau ein Solidaritätskonzert. Das Misstrauen der Führung gegen die junge Generation hat sich verstärkt, seit 2017 unerwartet Hunderttausende für den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny auf die Straße gegangen sind.
Vergangene Woche nannte dann ein ranghoher Mitarbeiter Putins die Konzertverbote eine Dummheit - schlagartig hörten die Schikanen auf. Putins Worte bedeuten nun eine weitere Wendung mit unklaren Folgen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa