Der neueste PR-Coup des Präsidenten Putins Flug mit den Kranichen
09.09.2012, 12:04 Uhr
Der Herr der Kraniche: Wladimir Putin.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Er liebt außergewöhnliche PR-Aktionen. Diesmal macht Wladimir Putin den großen Tierschützer. Als Pilot eines Drachenfliegers führt er einen Schwarm von Kranichen zu seinem Winterquartier. Der Ausflug bleibt nicht folgenlos: Im Internet ergießt sich der Spott. Putin übersteht den Abstecher offensichtlich auch nicht ganz unbeschadet.

"Nur die schwachen Tiere blieben sitzen", verteidigte Putin seinen Flug.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
An diesem Wochenende findet das Gipfeltreffen des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) in Wladiwostok statt. Russlands Präsident entschied sich aber gegen einen Direktflug nach Ostsibirien. Kurz vor dem Gipfel schob er noch einen jener Termine dazwischen, die er besonders mag. Diesmal inszenierte sich Wladimir Putin aber anders als sonst. Er ritt nicht oberkörperfrei durch die russische Steppe, tauchte am Grund des Baikalsees oder ließ sich beim Judo oder Eishockey ablichten. Diesmal stand die Jamal-Halbinsel im Norden Sibiriens auf dem Programm. Und Putin? Der schlüpfte dort kurzerhand in die Rolle des Vogelschützers.
Als Pilot eines motorisierten Lenkdrachens führte der Präsident eine Gruppe Kraniche Richtung Süden. Die Artenschutzaktion stand unter dem Namen "Flug der Hoffnung". Fünf in Gefangenschaft geschlüpfte Kraniche folgten ihm und ließen sich so ihre angestammten Routen zu ihren Überwinterungs-Plätzen zeigen. In den Nachrichten des Staatsfernsehens war der Präsident am Steuer des offenen Zweisitzers natürlich die Hauptnachricht. Braungebrannt und in einem wehenden weißen Overall gekleidet gab Putin nach insgesamt drei Flügen der versammelten Presse Auskunft. "Das war ein sehr interessantes Gefühl, das Adrenalin kochte hoch."
Es sei erstaunlich, wie sich die Kraniche an den Drachenflieger gewöhnt hätten. "Sie sind umwerfend. Es ist ein tolles Gefühl", sagte Putin. Er habe sich seit eineinhalb Jahren auf den Flug vorbereitet. Nach Angaben des Piloten Igor Nikitin trainierte Putin vor seinem großen Auftritt insgesamt 17 Stunden im Drachenflieger. Der Organisator des Projekts, Juri Markin, sagte dem Radiosender Moskauer Echo, Putin habe bei der Aktion sogar einen künstlichen Schnabel getragen, damit die Vögel ihn als einen der ihren akzeptierten. Zudem sollten beim Flug Aufnahmen von Kranichrufen abgespielt werden.
"In der Tat humpelt er leicht"
Doch Putins Aktion ist nicht unumstritten. Im Internet kursierten bereits erste Karikaturen von Putins Heldeninszenierung. Eines der Spottbilder zeigte Putin inmitten einer Gruppe perplex dreinschauender Vögel. Putin sagt darauf: "Lasst uns schnell die Rollenverteilung klarstellen: Ich bin der Alpha-Kranich!" Kritiker wiesen auch darauf hin, nicht alle Vögel seien dem Präsidenten gefolgt und dies sei zunehmend auch in der russischen Bevölkerung so. "Nur die schwachen Tiere blieben sitzen", verteidigte Putin seinen Flug. Doch dann präsentierte er sich als fürsorglicher Landesvater - bei Vögeln sei es wie bei den Menschen: "Selbst wenn sie nicht Mitglieder des Schwarms sind, so sind sie doch Teile unserer Population und benötigen unsere Fürsorge."
Ganz unbeschadet scheint Putin die jüngste PR-Aktion aber nicht überstanden zu haben. Der Staatschef humpelte, als er schließlich beim APEC-Gipfel den südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak traf. In dem Raum, in dem das Gespräch stattfinden sollte, ließ Putin sich schnell auf der Armlehne eines Stuhles nieder - offenbar um seine Beine zu entlasten. "In der Tat humpelt er leicht", bestätigte sein Sprecher Dmitri Peskow. Ursache sei eine "leichte Zerrung", die der 59-jährige Staatschef sich beim Sport zugezogen habe.
Quelle: ntv.de, mit AFP/dpa