Politik

Beging Beresowski Selbstmord? Putins Intimfeind ist tot

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(Foto: dpa)

Der Multimilliardär Boris Beresowski finanzierte aus dem Exil die Opposition - und war Putin ein Dorn im Auge. Aber auch gegen den Oligarchen wurden immer wieder schwere Vorwürfe laut. Jetzt ist er tot. Die Umstände sind ungeklärt.

Der schwerreiche Kreml-Gegner Boris Beresowski galt als Russlands Staatsfeind Nummer eins. Immer wieder hatte der Multimilliardär von sich behauptet, als Königsmacher im Kreml Wladimir Putin letztlich selbst zum Nachfolger von Präsident Boris Jelzin gemacht zu haben. Als der frühere Geheimdienstchef Putin an die Macht kam, suchte der auch dick im Mediengeschäft verdienende Oligarch aber schnell das Weite. Im Jahr 2000, als Putin Präsident wurde, ging er nach London, wo er dann politisches Asyl erhielt.

Von dort aus stichelte Beresowski nicht nur gegen den Machthaber im Kreml. Er wetterte gegen den neuen Geheimdienststaat unter Putin und diktierte kremlkritischen Journalisten schwerste Vorwürfe gegen den Präsidenten - bis hin zum Mord. Seine Anschuldigungen fielen aber immer auch direkt auf den Milliardär zurück. Der Kreml brachte ihn letztlich selbst mit den großen und bis heute ungeklärten politischen Morden in Russland in Verbindung.

"Ungeklärte Todesumstände"

Dazu gehören etwa die Todesschüsse auf die kremlkritische Reporterin Anna Politkowskaja von der Zeitung "Nowaja Gaseta". Genauso das Attentat auf den früheren Geheimdienstmitarbeiter Alexander Litwinenko, der 2007 an dem Strahlengift Polonium 210 starb. Kremltreue Kräfte unterstellten Beresowski, er habe beide persönlich ausschalten lassen, um damit dem Präsidenten zu schaden. Jetzt soll der bis zuletzt Kampfeslustige sich in seinem Haus in der Nähe von London selbst getötet haben, sagen Familienangehörige. Die Polizei sprach zunächst von ungeklärten Todesumständen.

Auch unter Kremlkritikern und oppositionellen Journalisten galt Beresowski als undurchschaubare und zwielichtige Figur. Der Kreml versuchte, diesen Ruf noch zu verstärken, indem er Beresowski mit Prozessen wegen Wirtschaftsverbrechen von Geldwäsche über Betrug bis zur Steuerhinterziehung überzog. Die Urteile gegen den Milliardär ergingen stets in Abwesenheit. In Medien häuften sich zuletzt Berichte, wonach Beresowski in finanziellen Schwierigkeiten sei.

London verweigert Auslieferung

Nicht zuletzt belastete der Fall Beresowski auch die russisch-britischen Beziehungen. Mit Gesuchen an London, den Staatsfeind auszuliefern, scheiterte Russland wieder und wieder. Aus seinem Exil finanzierte Beresowski die russische Opposition.

Noch ehe sein Tod am Samstag offiziell bestätigt wurde, teilte Putins Sprecher Dmitri Peskow mit, dass Beresowski angeblich erst unlängst einen Reue-Brief an den Präsidenten geschrieben habe. Darin soll der in Ungnade gefallene Oligarch Fehler eingeräumt haben. Der Tod auch eines Kritikers sei jetzt nicht der Zeitpunkt, Schadenfreude zu zeigen, meinte Peskow.

Über alle politischen Lager in Moskau hinweg wurde Beresowski als markante, aber umstrittene Persönlichkeit gewürdigt. Russische Ermittler teilten mit, dass sie die strafrechtliche Verfolgung Beresowskis nun einstellen könnten.

Quelle: ntv.de, Ulf Mauder, dpa

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