Welle der Gewalt im Nahen Osten Quartett mahnt und macht nichts
12.03.2012, 21:26 Uhr
Die Israelis feuern eine "Iron Dome"-Rakete bei Ashdod ab.
(Foto: dpa)
Der Nahe Osten kommt nicht zur Ruhe. Israelis und Palästinenser beschießen sich mit Raketen. Im Gazastreifen sterben wieder mehrere Menschen. Das Nahostquartett ist tief besorgt – und machtlos.
Angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern hat das Nahostquartett alle Beteiligten zur Zurückhaltung aufgefordert. "Jede provokante Aktion" müsse unterbleiben, erklärten die Vertreter von UN, EU, USA und Russland nach einem Treffen in New York. Israel und militante Palästinenser lieferten sich unterdessen weiter einen Kleinkrieg.
Im Gazastreifen wurden erneut fünf Palästinenser getötet, darunter ein 16-Jähriger auf dem Weg zur Schule. Militante Palästinenser feuerten rund 40 Raketen und Mörsergranaten auf israelische Städte und Grenzorte ab. Die Menschen im Süden Israels verbrachten die meiste Zeit in Luftschutzbunkern.
Die neue Welle der Gewalt – die schlimmste seit vergangenem August – war durch die Tötung des Anführers der Palästinenserorganisation Volkswiderstandskomitee ausgelöst worden.
Nahostquartett vertagt sich

Der französische Außenminister Juppe spricht nach der Runde in New York vor der Presse.
(Foto: REUTERS)
Die Unterhändler des Nahostquartetts zeigten sich tief besorgt: "Das Quartett erneuert seine Forderung an alle Beteiligten, sich weiter am Friedensprozess zu beteiligen und jede Herausforderung der anderen Seite zu vermeiden." Konkrete Ergebnisse brachte das Treffen nicht. Im April will das Quartett in Washington tagen.
Der Islamische Dschihad kündigte eine Fortsetzung der massiven Raketenangriffe auf Israel an. Israels Armeesprecher sagte, man sei auch für eine Bodenoffensive im Gazastreifen bereit, sollte die Sicherheitslage sich weiter verschlechtern. Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas hatte sich in den vergangenen Tagen mit ägyptischer Hilfe um eine Waffenruhe mit Israel bemüht.
Gabriel reist nicht nach Gaza
SPD-Chef Sigmar Gabriel, der sich zurzeit auf einer sechstägigen Nahost-Reise befindet, sagte eine für diesen Dienstag geplante Fahrt in den Gazastreifen wegen des aktuellen Konflikts ab. Geplant war nach seinen Angaben ein privates Gespräch mit einem Mitglied der Hamas, die man als "Faktor in diesem Konflikt" nicht ignorieren könne.
Kinder spielen an Abschussrampe
Bei den neuen israelischen Luftangriffen wurden im nördlichen Gazastreifen ein 65-jähriger Mann und seine 30-jährige Tochter getötet, als ihr Haus von einer Rakete getroffen wurde. In Beit Lahia wurden ein 16-Jähriger getötet und vier Kinder verletzt.
Nach Angaben von Sanitätern und Augenzeugen fielen die Kinder einem Luftangriff zum Opfer, als sie an einer Raketenabschussrampe spielten. Ein Armeesprecher teilte dagegen mit, um diese Zeit habe es dort keine israelischen Luftangriffe gegeben. Zwei militante Palästinenser wurden bei israelischen Angriffen im südlichen Gazastreifen getötet.
Bei knapp 40 gezielten israelischen Luftangriffen im Gazastreifen seit Freitag wurden nach palästinensischen Angaben insgesamt 23 Menschen getötet und mehr als 70 verletzt. Die meisten der Getöteten waren militante Kämpfer. Auf Israel wurden seit Beginn der jüngsten Runde der Gewalt nach Angaben der Armee insgesamt 195 Raketen und Mörsergranaten abgeschossen. Davon seien gut 50 von dem Raketenabwehrsystem "Eisenkuppel" abgefangen werden.
Zwischeneinigung über Siedlungen
Siedler im Westjordanland und Israels Staatsanwaltschaft einigten sich unterdessen auf die Auflösung der größten "wilden" Siedlung im Westjordanland. Israelische Medien berichteten, die Siedler sollten binnen drei Jahren im Bereich der offiziellen Siedlung Psagot zwei Kilometer entfernt untergebracht werden.
Israels höchstes Gericht hatte die Räumung des Außenpostens Migron angeordnet, weil er auf privatem Palästinenserland gebaut wurde. Die geräumten Gebäude sollen künftig von der Armee genutzt werden. Jariv Oppenheimer, Leiter der israelischen Organisation Peace Now, kritisierte die Einigung jedoch als "Umgehung eines richterlichen Beschlusses". Sie werde nur zur Schaffung neuer Siedlungen beitragen.
Quelle: ntv.de, dpa