Politik

Ausschreitungen in Athen Radikale sprengen Proteste

Zehntausende Menschen gehen in ganz Griechenland auf die Straßen, um gegen die Sparmaßnahmen der Regierung zu protestieren. Mehrere Hundert Randalieren mischen sich in Athen unter sie und bewerfen die Polizei mit Brandsätzen. Mehrere Menschen werden verletzt. Am Rande der Demo stirbt ein Mann an einem Herzinfarkt.

Schwere Ausschreitungen haben in der griechischen Hauptstadt Athen eine friedliche Demonstration Zehntausender gegen den Sparkurs gesprengt. Rund 500 zum Teil vermummte Demonstranten schleuderten Brandflaschen auf die Polizei. Die Beamten setzten Tränengas und Blendgranaten ein, um Randalierer auseinanderzutreiben. Mehr als 50 Menschen wurden laut griechischem Rundfunk festgenommen. In Brüssel kamen derweil die Staats- und Regierungschefs zum EU-Gipfel zusammen.

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Etwa 25.000 demonstrieren laut Polizei in Athen.

(Foto: AP)

Ein 65-Jähriger, der friedlich protestierte, erlitt während der Demonstration einen tödlichen Herzinfarkt. Der Mann sei in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wo die Wiederbelebungsversuche gescheitert seien, hieß es im griechischen Gesundheitsministerium. Der Körper des Verstorbenen habe keine Blutergüsse aufgewiesen.

Aus Polizeikreisen verlautete, der 65-Jährige sei abseits der Rangeleien von Rettungssanitätern auf einer Bank nahe einer Kirche aufgelesen worden. Laut der Webseite InGr handelte es sich bei dem Verstorbenen um einen kommunistischen Demonstranten. Mindestens sieben Menschen wurden zudem leicht verletzt, berichtete der griechische Rundfunk unter Berufung auf den Rettungsdienst.

Ausschreitungen dauern zwei Stunden

Über dem Platz vor dem Parlament in Athen lag ein beißender Geruch, wie das Fernsehen berichtete. Dutzende Menschen flohen in Panik in die Nebenstraßen. Die Ausschreitungen dauerten fast zwei Stunden. Mehr als 50 Menschen wurden in Polizeigewahrsam genommen, berichtete der staatliche Rundfunk.

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Mehrere Demonstranten werden verhaftet.

(Foto: REUTERS)

In Athen und anderen Städten gingen zehntausende Menschen auf die Straßen, um gegen das neue Sparpaket von 13,5 Milliarden Euro zu demonstrieren. Ministerien, Schulen und zahlreiche Behörden blieben geschlossen. Ärzte behandelten nur Notfälle. Bereits am Mittwoch hatten die Gewerkschaften Anwälte, Notare, Apotheker, Ärzte und Journalisten aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Der Gewerkschaftsdachverband der Privatwirtschaft (GSEE) rief für Mitte November erneut zum Generalstreik auf.

Auch der Flug-, Schiffs- und Eisenbahnverkehr und damit der Nah- und Fernverkehr waren betroffen. Keine Fähre lief aus Piräus aus. Dutzende Flüge mussten abgesagt werden, weil Fluglotsen die Arbeit für drei Stunden niederlegten. Auch die Taxifahrer von Athen zogen für neun Stunden die Handbremse.

"Jedes dritte Geschäft ist geschlossen"

"Wir verelenden", skandierten einige Demonstranten. Andere warfen der Regierung vor, mit den endlosen Sparmaßnahmen das Land ins Chaos zu stürzen. "Jedes dritte Geschäft im Zentrum Athens ist geschlossen", sagten Händler, die ebenfalls gegen das Sparprogramm demonstrierten. Auch in Thessaloniki auf Kreta und in zahlreichen mittelgriechischen Städten gingen tausende Menschen auf die Straßen, wie örtliche Medien berichteten. Allein in Thessaloniki waren es laut Polizei 17.000 Menschen.

Das neue griechische Sparpaket soll nach Informationen aus Kreisen der Regierung und der internationalen Geldgeber fast unter Dach und Fach sein. Die Gewerkschaften rechnen mit weiteren Kürzungen von Löhnen zwischen 6 und 20 Prozent. Gekürzt werden sollen auch die Renten, was eine Einsparung von 4,9 Millionen Euro bringen soll.

Die Regierung will die Maßnahmen im November durchs Parlament bringen, um die Forderungen der Gläubiger-Troika aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) zu erfüllen. Athen soll ein Sparpaket im Umfang von 13,5 Milliarden Euro vorlegen, damit die Troika die dritte Kredittranche über 31 Milliarden Euro aus dem insgesamt 130 Milliarden Euro schweren Finanzpaket freigibt. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch erklärt, die Troika sei sich mit Athen in den meisten Kernfragen einig.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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