Politik

Propaganda-Desaster für Pjöngjang Rakete schmiert ab

Mit dem Start einer Rakete zum 100. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung will Nordkorea Stärke demonstrieren. Doch die Drohgebärde misslingt: Der Flugkörper hebt zwar ab, bricht wenige Minuten darauf jedoch auseinander und stürzt ins Meer. Auch wenn Pjöngjang das Debakel einräumt, ist der Westen alarmiert.

Nordkorea hat das Scheitern seines umstrittenen Raketenstarts eingeräumt. Der Beobachtungssatellit sei nach dem Start der Trägerrakete nicht wie geplant auf eine Erdumlaufbahn gebracht worden, berichteten die staatlichen Medien des sozialistischen Landes. Einzelheiten wurden nicht genannt. "Wissenschaftler, Techniker und Experten" seien dabei, die Gründe für den Fehlschlag zu untersuchen, hieß es.

Die nordkoreanische Rakete hob nach südkoreanischen Angaben um 7.39 Uhr Ortszeit von einer Abschussrampe an der Westküste ab. Sie sei jedoch schon wenige Minuten nach dem Start in mehrere Teile zerbrochen und ins Gelbe Meer gestürzt.

Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums in Seoul meldete, explodierte die Rakete in einer Höhe von 151 Kilometern. Trümmerteile seien rund 100 bis 150 Kilometer südlich der südkoreanischen Westküste ins Meer gestürzt. Die südkoreanische Marine suche das Gebiet ab.

Südkorea, die USA und Japan verurteilten den Start als Provokation und Bedrohung der regionalen Sicherheit. "Nordkorea isoliert sich mit seinen provokativen Akten nur weiter und verschwendet sein Geld für Waffen und Propaganda, während die Menschen in Nordkorea hungern", erklärte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney.

Wie reagiert der Westen?

Südkoreas Außenminister Kim Sung Hwan sprach ebenfalls von einem "provokativen Akt", der Frieden und Sicherheit gefährde. Der Raketenstart sei zudem eine Verletzung des in einer UN-Resolution festgehaltenen Verbots des Tests ballistischer Raketen durch Nordkorea. Das südkoreanische Verteidigungsministerium erklärte, genau beobachten zu wollen, ob Nordkorea weitere "provokative Akte wie Raketentests oder einen Atomtest" plane.

Die Außenminister der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands (G-8), die sich zuvor in Washington getroffen hatten, erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme, sie würden "angemessene Maßnahmen" auf den Raketenstart treffen. Der Raketenstart habe Frieden und Sicherheit in der Region unterhöhlt.

Zuvor hatte bereits Bundesaußenminister Guido Westerwelle den Raketenstart scharf verurteilt. Sein britischer Kollege William Hague äußerte sich "äußerst besorgt". Aus China, einem Verbündeten Nordkoreas, kam auch Stunden nach dem Start keine offizielle Stellungnahme.

Start widerspricht UN-Vorgaben

Der gescheiterte Raketenstart wird nun den UN-Sicherheitsrat beschäftigen. Das mächtigste UN-Gremium soll um 16 Uhr unserer Zeit zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreten. Aller Voraussicht nach wird es zu einer formellen Verurteilung Nordkoreas kommen.

Der Sicherheitsrat hatte Nordkorea mehrfach kritisiert und 2006 und 2009 mit Sanktionen belegt. Diese erlauben es dem kommunistischen Land unter anderem nicht, ballistische Raketen zu starten. Solche Raketen, die in einer Bogenbahn weit entfernte Ziele erreichen können, können zwar Satelliten und Raumkapseln, aber auch Gefechtsköpfe tragen.

Aus Sicht des Westens wollte Nordkorea unter dem Deckmantel eines Satellitenstarts eine militärische Rakete von großer Reichweite testen, die einen atomaren Sprengkopf tragen könnte. Nordkorea wollte nach eigenen Angaben mit dem Start des Satelliten Kwangmyongsong-3 ("Heller Stern") den 100. Geburtstag des als Staatsgründer verehrten früheren Präsidenten Kim Il Sung am 15. April begehen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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