Mordserie der Zwickauer Zelle Range plant Anklage im Herbst
18.02.2012, 07:23 Uhr
Die Terrorgruppe NSU wird für neun Morde und weitere Taten verantwortlich gemacht.
(Foto: dpa)
Die Taten der Neonazi-Gruppe NSU werden noch in diesem Jahr Gegenstand einer Anklage. Das verkündet Generalbundesanwalt Range. Der Chefankläger ist zuversichtlich, dass Zschäpe eine Mithilfe bei den Morden nachgewiesen werden könne - auch wenn Anhaltspunkte fehlen, dass sie direkt an den Verbrechen beteiligt gewesen ist.
Generalbundesanwalt Harald Range will noch im Herbst eine Anklage wegen der Mordserie der Zwickauer Neonazi-Zelle vorlegen. Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" zeigte Range sich zuversichtlich, dass bis dahin genügend Beweise vorliegen würden. Die Aufklärung schreite zügig voran, sagte der Generalbundesanwalt.
Der Nachweis, dass Beate Zschäpe zur Terrorzelle gehöre, werde voraussichtlich gelingen, sagte Range weiter. Dafür spreche etwa, dass sie mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos jahrelang im Untergrund gelebt und dass sie ihre Wohnung angezündet habe, um Beweismittel zu vernichten. Anhaltspunkte dafür, dass sie unmittelbar an den Verbrechen beteiligt gewesen sei, gebe es aber nicht.
Versierter als jene "Dumpfbacken"
Die Taten der Zwickauer Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) sind nach Einschätzung des Generalbundesanwalts Ausdruck eines geschlossenen nationalsozialistischen Weltbilds: "Es ging ihnen um die Vernichtung von Menschen, nur weil diese anderer Herkunft waren."
Range hält sie allerdings für deutlich versierter als jene "Dumpfbacken", die "ausländerfreie Zonen" propagierten: "Der NSU-Terror ist eine durchaus überlegte Form: Wer kann sich schon so intelligent abschotten in unserer Gesellschaft, die so viele Möglichkeiten der Kontrolle hat?" Niemand habe an Terroristen gedacht, die ihre Verbrechen ohne öffentliche Propaganda verübt haben könnten. Dies sei wohl eine wesentliche Ursache dafür, dass die Taten so lange unentdeckt geblieben seien.
U-Ausschuss bemüht um Aufklärung
Das Trio Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt soll nach seinem Untertauchen 1988 die NSU gegründet haben, die für die Morde an neun Migranten und einer Polizistin verantwortlich gemacht wird. Außerdem werden der Gruppe zwei Sprengstoffanschläge in Köln 2001 und 2004 mit insgesamt 23 Verletzten sowie eine Serie von Banküberfällen zur Last gelegt.
Der rechtsextremistische Hintergrund der Mordserie war erst nach zehn Jahren und nur durch Zufall entdeckt worden, als Anfang November zwei Mitglieder der Zelle in einem Wohnmobil in Eisenach Selbstmord begingen und später in ihrer Zwickauer Wohnung die Tatwaffen und ein Bekenner-Video entdeckt wurden. Als Konsequenz aus den Ermittlungspannen in dem Fall hat der Bundestag einen Untersuchungsausschuss eingesetzt.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP