Gelöbnis vor dem Reichstag Rasen-Streit beigelegt
11.07.2008, 16:39 UhrErstmals werden Bundeswehr-Rekruten vor dem Reichstag in Berlin ihr Gelöbnis ablegen. Mit der Erlaubnis des Bezirksamts Berlin-Mitte wurde ein tagelanger Streit um den Ort für die Zeremonie am 20. Juli beigelegt. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Verteidigungsminister Franz Josef Jung begrüßten die Einigung zwischen dem Bund und Berlin. Die Entscheidung sei "richtig und gut", sagte Jung. Der Reichstag als Sitz des Parlaments, das die Auslandseinsätze beschließe, sei ein "gutes Symbol". Der Berliner Senat kündigte an, an Stelle der Bezirksämter künftig selbst über die Nutzung zentraler Plätze der Hauptstadt zu entscheiden.
Um den Ort des Gelöbnisses war ein Streit entbrannt, nachdem das Bezirksamt als Hausherr zunächst einen ablehnenden Bescheid erteilt hatte. Die Behörde stieß sich daran, dass die Bundeswehr das Gelände weiträumig absperren wollte.
Vertreter von Senat, Bezirksamt und Verteidigungsministerium einigten sich nun darauf, das Areal nicht wie ursprünglich geplant für drei Tage, sondern wesentlich kürzer und auch nicht in dem anfangs vorgesehenen Umfang abzusperren, wie der stellvertretende Senatssprecher Günter Kolodziej sagte. "Das ist jetzt ein zufriedenstellendes und konstruktives Ergebnis." Dem Vernehmen nach soll nur am Tag des Gelöbnisses gesperrt werden. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, lobte Wowereit. Ihm sei es offensichtlich gelungen, einen Wandel beim Bezirksamt herbeizuführen.
Wowereit dafür
Das Bezirksamt hatte seine erste Ablehnung auch damit begründet, dass eine weiträumige Absperrung nach einem Verwaltungsgerichtsurteil im Sinne der Demonstrationsfreiheit nicht zulässig sei. "Das hätte so nicht laufen dürfen", sagte Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD). Er selbst habe erst nach dem Bescheid von der Angelegenheit erfahren.
Wowereit hatte für ein Gelöbnis am Reichstag plädiert: "Wir sind gerne bereit, dem Bund entgegenzukommen, wenn man den Reichstag als symbolträchtigen Ort nutzen möchte."
Seit 1999 legen Rekruten in Berlin am 20. Juli ihr Gelöbnis ab. Die von mehreren tausend Gästen besuchte Zeremonie fand stets am Bendlerblock statt, in dessen Hof nach einem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 einige Verschwörer hingerichtet worden waren. Wegen Bauarbeiten war in diesem Jahr der Reichstag ins Gespräch gekommen.
Quelle: ntv.de