Zyperns Spalter Rauf Denktasch ist tot
14.01.2012, 11:39 Uhr
Denktasch 1996 auf einer Konferenz in Bonn.
Der ehemalige Führer der türkisch-zyprische Volksgruppe, Rauf Denktasch, ist tot. Er starb nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren in einer Klinik auf Nordzypern. Denktasch lehnte lange Zeit kategorisch einen föderativen Staat auf der Mittelmeerinsel ab und galt als harter Unterhändler in der Zypern-Frage.
Der frühere Volksgruppenführer der türkischen Zyprer, Rauf Denktasch, ist tot. Denktasch sei in einer Klinik in Nikosia im Alter von 87 Jahren an Organversagen gestorben, berichteten türkische Medien. Er war in der vergangenen Woche nach längerer Krankheit erneut in ein Krankenhaus im türkischen Teil der noch immer geteilten Mittelmeerinsel gebracht worden.
Denktasch war von 1983 bis 2005 Präsident der nur von der Türkei anerkannten Türkischen Republik Nordzypern. Eine Vereinigung der seit dem Einmarsch türkischer Truppen 1974 geteilten Insel hatte er immer wieder abgelehnt. "Türken und Griechen auf Zypern sind wie Öl und Wasser. Sie können nicht mehr vermischt werden", sagte er einmal.

Die Verbotene Zone zwischen dem griechischen Südzypern und dem türkischen Nordzypern wird von den UN überwacht.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Noch 2004 zog er alle Register gegen einen vom früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan vorgelegten Friedensplan. Doch die türkischen Zyprer stimmten mit großer Mehrheit für den Plan, der eine Wiedervereinigung vorsah. Im folgenden Jahr kandidierte er aber nicht mehr für das Präsidentenamt.
Noch 2007 hatte Denktasch den damaligen EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen mit einem Nazi-Offizier verglichen. "Er versucht zu bekommen, was er will, indem er unsere Leute anschreit wie ein Nazi-Offizier", sagte er in einem Interview. Damals hatten im schweizerischen Bürgenstock Vertreter Griechenlands, der Türkei sowie der griechischen und türkischen Zyprer über einen UN-Friedensplan verhandelt.
Direkt an der Inselspaltung beteiligt
Der in London ausgebildete Jurist startete seine politische Karriere 1948, als Zypern noch britische Kolonie war. Als griechische Zyprer ab 1950 nach Unabhängigkeit strebten, schloss er sich dem türkisch-zyprischen Widerstand an. Acht Jahre später quittierte er den Dienst in der britischen Inselverwaltung, arbeitete an einer Verfassung mit und wurde 1960 zum Vorsitzenden des türkischen Kommunalparlaments gewählt. Nach zweimaligem Exil in den 60er Jahren in der Türkei kehrte er 1968 zurück und bereitete seine Machtübernahme vor, die in die Spaltung der Insel mündete.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP